Käfer auf dem Rücken

Die Weltspitze des Judo war beim „Otto-World-Cup“ in der Hamburg-Alsterdorfer Sporthalle zu Gast

hamburg taz ■ Judo ist rasant, athletisch und spannend. Es hat sich um den gesamten Erdball verbreitet, die Regeln sind nicht allzu schwer. 475 Judokas aus 70 Nationen besuchen in diesen Tagen Hamburg – um einen Weltcup zu kämpfen und sich danach im Trainingscamp weiter auf die Matten zu schicken. Mit knapp 6.000 Zuschauern an zwei Tagen war die Halle ausverkauft.

Aber wissen Sie, worum es da eigentlich geht? Klar, ums richtige Abrollen. Der entscheidende Griff, die siegbringende Finte, Ausdauer und Aufmerksamkeit – alles muss hier aus dem Kopf kommen, nicht unbedingt aus den Muskeln, weiß der sportliche Alltagsverstand. „Entscheidend ist, dass dein Gegner mit dem Rücken auf der Matte zu liegen kommt“, erklärt Timo Schefold, 19-jähriger Nachwuchs-Spitzenjudoka, der in der Bundesliga für den KSV Esslingen startet. Mit ein bisschen Glück „erkennt der Ringrichter dann auf ‚Ippon‘. Das ist die höchste Wertung, dann ist der Kampf vorbei. Wenn nicht, dauert ein Kampf fünf Minuten, dann gewinnt einer nach Punkten.“ So ist etwa am Samstagvormittag der deutsche Weltmeister Florian Wanner ausgeschieden.

Manche Kämpfe sind auch schon nach Sekunden zu Ende. Der Hallensprecher hat dann nicht mal Zeit, die Kombattanten vorzustellen: Einer liegt auf den Matten und streckt alle Viere enttäuscht von sich wie ein umgeworfener Käfer. Sonst behakeln sich zwei Akteure, zuerst mit Abstand, dann als verschlungenes Knäuel. Kimono und Baumwollhose geraten aus der Form, Gürtel lockern sich. Es geht gemeinsam zu Boden, dabei malen die Kontrahenten Figuren in die Luft wie beim Eistanz. Mit einem „Platsch“ liegen sie am Ende da, und erst der Spruch des Richters trennt sie.

Für Timo hieß das leider schon in der ersten Runde: ausgeschieden. Aber er konnte dafür später Nicht-Eingeweihten erklären, worum es beim Judo eigentlich geht. Markus Flohr