Neuer Mut in kleiner Blüte

Das Stadttheater Bremerhaven setzt im Spielplan der kommenden Saison vor allem auf Hits von gestern. Eine Ausnahme wird Sondheims Attentat-Musical „Assassins“ sein

Peter Grisebach, Intendant des Stadttheaters Bremerhaven, gab gestern bei der Vorstellung des Spielplans für die Saison 2003/2004 die Linie vor: Angesichts des „deutlich veränderten Konsumverhaltens der Theaterbesucher in wirtschaftlich unsicheren Zeiten“ wird es in der Oper keine Neutöner geben (es sei denn, man rechne Richard Strauss’ “Rosenkavalier“ dazu), Stücke zeitgenössischer Autoren im Schauspiel werden nur noch im Kleinen Haus angeboten, und die Produktionen des Balletts werden auf „Handlungsballette“ beschränkt.

Also kein „abstraktes“ Tanztheater mehr, keine Bachschen „Goldberg-Variationen“ und keine “Flüchtigen Visionen“? Der innovative Ballett-Chef Jörg Mannes bearbeitet zunächst „Amadeus“, Peter Shaffers Dauerhit um Mozarts mysteriösen Tod. Am Ende der Spielzeit bündelt er die “Begegnungen“ zwischen Camille Claudel und Auguste Rodin in einem Ballett zur Musik von Chopin, das an die Themen und Motive seiner bisherigen Arbeit anknüpft.

Zum Auftakt der Opern-Saison am 20. September dirigiert Generalmusikdirektor Stephan Tetzlaff Eugen d Àlberts „Tiefland“, danach folgen Verdi („Othello“), Offenbach („Hoffmanns Erzählungen“), Mozart („Don Giovanni“) und Richard Strauss.

Das Schauspiel eröffnet mit Zuckmayers „Hauptmann von Köpenick“, zeigt mit „Petticoat und Minirock“ eine „Schlagerette“ im Geist der 50er Jahre, bringt pflichtgemäß einen Brecht („Herr Puntila und sein Knecht Matti“) und endet mit Molieres „Tartuffe“. Der Mut zum Neuen blüht im sanierungsbedürftigen Kleinen Haus: In der gerade noch geretteten Spielstätte gibt es Stücke von Neil LaBute, Kai Hensel, Jean-Paul Sartre und Herbert Achternbusch.

Das einzige Musical im Angebot des Stadttheaters ist diesmal keines der üblichen Dauerlutscher, sondern ein jüngeres Stück aus der Feder des Altmeisters Stephen Sondheim, der als Songtexter für „West Side Story“ schon mit Bernstein zusammengearbeitet hatte.

Sondheims Musical „Assassins“ (1990) versammelt neun Attentäter, die mit Anschlägen auf amerikanische Präsidenten – von Lincoln bis Kennedy – ihr Grundrecht auf Glück einfordern wollten: Ein hochbrisantes politisches Thema, umgesetzt mit der populären Musik der jeweiligen Zeiten. Ein Stück, dessen Neuinszenierung am Broadway – wie Grisebach berichtet – nach dem 11. September gestrichen wurde. Premiere in Bremerhaven: am 25. Oktober. hp