Anarchie im schicken Flakon

Rocko Schamoni im Lagerhaus: Mit LoFi-Glam und dem politischen Willen zur Popmusik

Bremen taz ■ Die letzten beiden Alben „Showtime“ und „Der schwere Duft der Anarchie“ des Hamburger Punkmusikers Rocko Schamoni markieren ein Älterwerden in Würde und sind zugleich die zwei vielleicht einzig gelungenen Soulplatten in deutscher Sprache.

Schamoni hat seine alte Vorliebe für Klänge des EasyListening in ausgefeilte, dabei nie verkopfte Arrangements transformiert. Klanglicher Eleganz entspricht der eloquente und originelle Umgang mit Vergangenheit und Gegenwart des politischen Willens zur Popmusik. Wo andere sich brachial oder humoristisch verheddern, gelingt Schamoni die Gratwanderung zwischen ironischer Distanz und schlauen Statements. Anarchie wird, im schicken Flakon verpackt, ebenso zur Ware wie der Körper des Sängers, der im „Showtime“-Booklet mit Logos bepflastert gezeigt wird.

Auf der Bühne steht Schamoni, die Gitarre als Restbestand der eigenen Lebensgeschichte vor der Brust, mit Schlagzeuger und Keyboarder. Zum Konzertauftakt konterte er einen „Schneller-Lauter“-Rufer im Publikum mit säuselndem „Schneller und lauter ist nicht unbedingt geiler, du Trottel!“. Darin mag viel mehr althergebrachte Geste gelegen haben, als der viervierteltaktigen Erwartungshaltung lieb sein dürfte. Immer noch: Ein ganz großer kleiner Musiker.

Tim Schomacker

Rocko Schamoni und Little Machine sind am Sonnabend, 21. Februar, im Lagerhaus zu hören