Disney will sich nicht schlucken lassen

Medienkonzern lehnt Comcast-Angebot als unterbewertet ab und stellt sich hinter Unternehmenschef Michael Eisner

BERLIN taz ■ Die Walt Disney Company hat das feindliche Übernahmeangebot durch den US-Kabelfernsehriesen Comcast abgelehnt. In der Nacht zum Dienstag stimmten Aufsichtsrat und Vorstand einmütig gegen das Gebot vom vergangenen Mittwoch, das den weltweit operierenden Mickymaus-Konzern inklusive Schulden auf rund 66 Milliarden US-Dollar (52 Milliarden Euro) taxiert. Käme der Deal zustande, wäre das kombinierte Unternehmen mit einem Umsatz von rund 45 Milliarden US-Dollar (35,2 Milliarden Euro) der mit Abstand größte Medienkonzern der Welt.

Comcast, mit über 21 Millionen Kunden die Nummer 1 im US-Kabelfernsehgeschäft, bewerte Disney viel zu gering, hieß es in einer Stellungnahme: „Es wäre nicht im Interesse der Disney-Aktionäre, dem die oberste Priorität von Vorstand und Aufsichtsrat gilt, ein Angebot anzunehmen, dass den Wert der Disney-Unternehmungen und ihre Einnahme-Aussichten nicht voll reflektiert.“ Man sei aber offen für jeden „legitimen Vorschlag“.

Vorstand und Aufsichtsrat stellten sich außerdem hinter Disney-Boss Michael Eisner. Man habe „Vertrauen in die wirtschaftliche, finanzielle und kreative Entwicklung unter Führung von Michael Eisner und seinem Management“, so das Statement.

Eisner gilt wegen seines autokratischen Führungsstils, der viele kreative Köpfe aus dem Unternehmen drängte, sowie der bis zum Comcast-Angebot negativen Entwicklung der Disney-Aktie als angeschlagen.

Trotz zuletzt wieder besserer Geschäftszahlen rufen einflussreiche Exmanager des Konzerns um Roy Disney, dem Neffen des Maus-Erfinders und Disney-Gründers Walt, zur Abwahl von Eisner bei der Disney-Hauptversammlung am 3. März auf. Roy Disney, Leiter der legendären Trickfilm-Abteilung und Vize-Chairman des Konzerns, hatte Anfang Dezember 2003 seinen Rücktritt erklärt und betreibt jetzt die Protest-Plattform www.savedisney.com. Im Januar ging außerdem die langjährige Zusammenarbeit mit dem Animationsstudio Pixair („Toy Story“, „Findet Nemo“) in die Brüche – nach US-Presseberichten Resultat der Dauerfehden von Eisner mit Pixar-Chef Steve Jobs. Am Donnerstag hatte zudem die Institutional Shareholder Services (ISS), eine Interessenvertretung institutioneller Anleger, empfohlen, Eisner bei der Aktionärsversammlung Anfang März nicht im Amt zu bestätigen. Die ISS kritisierte vor allem Eisners Politik bei Neubesetzungen in Vorstand und Aufsichtsrat.

Der Ausgang des Medienpoker von Comcast und Disney ist nach Meinung von Analysten derzeit völlig offen. „Die Zeit läuft für Comcast“, zitiert Reuters Craig Moffett von Sanford Bernstein, „es gibt keine Dringlichkeit, das Angebot zurückzuziehen oder aufzustocken.“ Es gilt zudem als wenig wahrscheinlich, dass andere Anbieter ihren Hut in den Ring werfen. Dagegen sprechen auch die Größe der Transaktion und die Hürden der Kartellvorschriften. Die zuständige Federal Communications-Commission (FCC) würde bei einer solchen Mega-Fusion den „feinsten Filter“ bei der Bewertung anlegen, kündigte FCC-Chef Michael Powell an. STEFFEN GRIMBERG