USA erwischen Terror-Opa

Der längst pensionierte palästinensische Terrorist Abu Abbas, Organisator der Entführung des Kreuzschiffes „Achille Lauro“ 1985, wird in Bagdad verhaftet, wo er Kiwis züchtete. USA begeistert

WASHINGTON ap/afp/taz ■ Die USA haben nach eigener Überzeugung einen „wichtigen Sieg im Krieg gegen den Terror“ errungen. In einem Außenbezirk von Bagdad nahmen US-Spezialkräfte, wie gestern bekannt wurde, am Montagabend den früheren Chef der Palästinensischen Befreiungsfront (PLF), Abu Abbas, fest. Abbas hatte 1985 die Entführung des italienischen Kreuzschiffes „Achille Lauro“ im Mittelmeer organisiert, bei der der US-amerikanische Jude Leon Klinghoffer erschossen und ins Meer geworfen wurde. Die Festnahme zerstöre „einen Teil des von Irak unterstützten terroristischen Netzwerkes“ und sei „ein weiterer Sieg im weltweiten Kampf gegen den Terrorismus“, sagte das US-Zentralkommando.

Mit dem internationalen Terrorismus von al-Qaida, gegen den sich der US-Krieg gegen den Terror richtet, hatte Abu Abbas, soweit bekannt, nichts zu tun. Im November 2002 hatte sich Abbas zuletzt zu Wort gemeldet und die Anschläge vom 11. September verurteilt. Er lebte seit 17 Jahren in Bagdad und züchtete auf einer Farm nahe der irakischen Hauptstadt Kiwifrüchte. Von seiner PLF, die auf den Terrorlisten der USA und der EU steht, sind in den letzten Jahren keine Aktionen bekannt geworden.

Der ehemalige CIA-Chef für Terrorbekämpfung, Vince Cannistraro, sprach gestern dennoch von einem „großen Fang“. „Er ist uns damals entkommen, und wir haben ihn seitdem gejagt.“

Italien, wo ein Gericht Abu Abbas 1986 in Abwesenheit zu fünfmal lebenslanger Haft verurteilt hatte, kündigte einen Auslieferungsantrag an. Man müsse nun klären, an wen der Antrag zu stellen sei, sagte Justizminister Roberto Castelli in Rom.

Bei weiteren Razzien in Bagdad wurden mehrere PLF-Aktivisten verhaftet, hieß es von US-Seite. Die Spezialtruppen beschlagnahmten Waffen und gefälschte Pässe. Nach palästinensischen Angaben hatte Abbas nach der Einnahme Bagdads in den vergangenen Tagen vergeblich versucht, über Syrien oder Iran aus Irak zu fliehen.

Die palästinensische Autonomiebehörde verlangte Abbas’ Freilassung. Die Festnahme sei ein Verstoß gegen das israelisch-palästinensische Amnestie-Abkommen von 1995, erklärte Kabinettsminister Sajeb Erekat. Demnach sollte kein PLO-Mitglied wegen vor 1993 begangener Gewalttaten festgenommen werden. Abu Abbas müsse „sofort freigelassen werden“. Die USA zweifeln den Vertrag an und lehnen eine Immunität Abbas’ ab. In den vergangenen zehn Jahren war Abbas mindestens zweimal in die Autonomiegebiete eingereist, ohne von den israelischen Behörden behelligt worden zu sein.

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