Kein bisschen angestaubt

Klassiker gelangweilt vom Blatt zu spielen ist längst passé: Das 14. Schultheaterfestival „Theater Macht Schule“ präsentiert sich mit breiter Themenpalette auf verschiedenen Bühnen Hamburgs

„Das war ja wie Schülertheater!“, lautet einer der gemeinsten und diskreditierendsten Kommentare, den man nach einer Inszenierung abgeben kann. Wenn kommenden Mittwoch zum 14. Mal das Schultheaterfestival „Theater Macht Schule“ steigt, müssen die Veranstalter ein weiteres Mal gegen dieses stark verbreitete Vorurteil ankämpfen. Projektleiter Uwe Sirsch von der Landesarbeitsgemeinschaft für Darstellendes Spiel (LAG) glaubt, dass der Kommentar ein Überbleibsel aus „angestaubten Zeiten“ ist: „Aus Zeiten, in denen Klassiker vom Blatt gespielt und mit Hilfe der Eltern Kostüme gemacht wurden.“

Doch schon der programmatische Titel vermittelt: Darstellendes Spiel soll künftig Schule machen, es soll eine Macht in der Schule werden. Sirsch und seine Mitstreiter wissen, wodurch sich das Festival bewährt hat: „Es ist lebendig. Es hat was mit den Kindern und Jugendlichen selbst zu tun und ist richtige Kulturarbeit. Die SchülerInnen bewältigen ihre Realität mit theatralen Formen.“

Insgesamt 13 von 18 Bewerbern hat die LAG dieses Jahr ausgewählt. Seit Mitte Februar schon stehen die Teilnehmer fest, doch noch bis kurz vor Auftritt stehen zwölf Theaterpädagogen und Lehrer zur Betreuung zur Verfügung. Allerdings nicht als Juroren, sondern als Berater – schließlich will man ja niemanden vorführen. Vom 22. bis zum 25. April stellen sich die Theatergruppen dann der Hamburger Öffentlichkeit – auf Kampnagel, der Bühne des Altonaer Theaters und im Malersaal des Schauspielhauses.

Die Jüngsten kommen aus dem vierten Schuljahr und zeigen eine Mischung aus Sprech- und Bewegungstheater nach dem Jugendbuch Der überaus starke Willibald. Die ältesten Mitspieler sind Abiturienten. Sie setzen sich in ihrer Eigenproduktion dokument F 321 mit dem Leben im KZ auseinander. Beide Inszenierungen sind Teile des diesjährigen Akzents des Festivals in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung: „Angesichts der Schwere der heutigen Zeit“ zum 70. Jahrestag der Machtergreifung.

Der Titel geht auf den damaligen Hamburger Bürgermeister Carl Petersen zurück. Mit dieser Formulierung trat er damals von seinem Amt zurück. Dieser Schwerpunkt bestimmt rund die Hälfte aller gezeigten Produktionen. Daneben gibt es Adaptionen von Emil und die Detektive oder Kloß im Hals vom Grips-Theater.

Mit dem Schultheaterfestival will Leiter Uwe Sirsch der Öffentlichkeit beweisen, welch großes kreatives Potenzial – allen Vorurteilen zum Trotz – in den Schulen steckt. Davon legen auch die Nachgespräche im Anschluss an die Vorstellungen Zeugnis ab: „Es ist erstaunlich, wie fachkundig die SchülerInnen sind.“ Mitverantwortlich dafür: Die Werkstattarbeit mit Musikern, Autoren und Theatermachern. Die Bühnen Hamburgs beteiligen sich natürlich gern an dem Festival: Schließlich gilt es, eine ganze Generation – eventuelle künftige Abonennten – für Theater zu begeistern. Liv Heidbüchel

Das Schultheaterfestival findet vom 22. bis 25. April statt. Programm unter www.lagdsp-hamburg.de, Kartentel.: 428 01 28 77