Umfassend frankophon

Die Literaturzeitschrift „die horen“ veröffentlicht Spannendes aus den ehemaligen Kolonien Frankreichs

Es soll freilich keine Anthologie sein, die hier auf mehr als 250 Seiten das literarische Leben der Französisch sprechenden Welt dokumentiert. Es ist, wie eigentlich immer bei den vierteljährlich erscheinenden „horen“, eher eine Schatzkiste, die in ihrer scheinbar zufälligen Textwahl am Ende doch repräsentativ ist.

Apropos Schatzkiste. Marokko, Tunesien, Madagaskar, Elfenbeinküste, Haiti... Diese und viele andere der mit fast 100 Beiträgen vertretenen Länder sind dem deutschen Buchmarkt noch immer fremd. Klischees von sanften Küsten, wilden Tieren oder wahlweise Hungersnöten und Revolutionen erzeugen diffuse, einseitige Bilder.

Politik ist sehr präsent in den Texten der zumeist um die 50-jährigen AutorInnen. Sei es als Resignation in den Texten der AlgerierInnen, deren Land nicht aus der Krise findet, oder als Rebellion der Frauen, die gegen die Enge ihrer Kultur aufbegehren.

Das französische „Mutterland“, das vielen der Schriftsteller zur Wahl- und Exilheimat wurde, versammelt diese Autoren unter dem Begriff des „Frankophonen“. Ein Wort, das „die horen“ als Titel der Ausgabe übernommen hat. Wohl wissend, dass darin jene vereinnahmende Rolle Frankreichs weiterlebt, an der sich Länder und Autoren bis heute reiben. hey

„La Francophonie“, 12,50 Euro