SACHSEN BLOCKT

Martin Kannegiesser hatte eine Vorahnung. Vor knapp vier Wochen, die Tarifverhandlungen steckten noch in den Anfangszügen, sagte der Gesamtmetall-Chef: „Wenn er keine Übertragungslogik sieht, dann ist das nachvollziehbar.“ Er – damit meinte Kannegiesser den mächtigen Chef des Ost-Arbeitgeberverbandes Sachsenmetall, Bodo Finger. Und Finger sah gestern keine Übertragungslogik: „Wir werden weiterverhandeln.“

Die in Pforzheim erzielte Tarifeinigung ist ein Pilotabschluss. Die IG Metall wie der Arbeitgeberverband Gesamtmetall sprachen sich dafür aus, den baden-württembergischen Abschluss in den anderen Tarifgebieten zu übernehmen. Damit wäre der Tarifstreit in Deutschlands Schlüsselbranche mit 3,4 Millionen Beschäftigten beigelegt.

Das gilt nicht für Sachsen. Das erzielte Ergebnis sei „ohne Pilotwirkung“, sagte Finger. Den Sachsenmetall-Chef entzürnte vor allem der Lohnabschluss. Die Lohnerhöhung von insgesamt rund 2,3 Prozent sei zu hoch. „Wie schon so oft wurde auf unsere besonderen wirtschaftlichen Bedingungen, vor allem in mittelständischen Unternehmen, keine Rücksicht genommen.“ Er forderte den Dachverband Gesamtmetall auf, „gemeinsame Verhandlungen für die Neuen Bundesländer zu koordinieren“. Neben wirtschaftlichen Folgen befürchtet Sachsenmetall eine weitere Tarifflucht – ohnehin sind nur noch 10 Prozent der Betriebe im Bezirk Mitglied im Verband. Probleme mit der Übernahme des Pilotabschlusses wird es sonst vermutlich aber nicht geben. Die IG-Metall-Bezirke Mitte, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Küste und Hannover zeigten sich optimistisch, dass dies gelingt.

Die Einigung der Metallbranche könnte zudem eine Leitfunktion für die noch anstehenden Tarifverhandlungen haben. In der Chemieindustrie stehen demnächst Gespräche an, bei den Tageszeitungen läuft derzeit schon der Arbeitskampf. TOK