Binnennachfrage vernachlässigt

betr.: „Jeder Popel rettet Opel“

Da haben sich Politik und Wirtschaft seit zehn Jahren jede Mühe gegeben, dass das Geld bei Otto Normalverbraucher nicht schimmelig wird, und darum dafür gesorgt, dass sein Nettoeinkommen niedriger als vor zehn Jahren ist. Die eine oder andere (Mehrwert-)Steuer und Abgabenerhöhung und ein paar klitzekleine Zuzahlungen dienten doch lediglich der Stabilisierung des Bundeshaushaltes/Einkommens der Vermögenden.

Natürlich sollten die beim Bandarbeiter oder der Kassiererin übrig bleibenden Milliarden, frei nach Riester und Rürup, in eine private Altersvorsorge gesteckt werden. Binnennachfrage galt es zu vernachlässigen, da ja der Export boomte, und außerdem das Geld anstelle möglicher Lohnerhöhungen dringendst für Investitionen bei Schweizer Banken oder Lehmann-Zertifikaten gebraucht wurde.

Und jetzt: Da hat doch der deutsche Michel, dem immerhin am ICE-Gleis der donnernde „Aufschwung“-Zug mit Lokführerin Angela am Steuer vor der Nase vorbeifahren durfte, die Chuzpe, sein Geld zusammenzuhalten, seine Altersvorsorge nicht aufzulösen und keines dieser Acht-Liter-Plus-Hochglanzprodukte zu erwerben, wo diese doch mit so tollen Neuerungen ausgestattet sind. Zwar sind sie nicht die umweltfreundlichsten, und die EU-Kommission schwingt schon das Damoklesschwert über den zu hohen CO2-Ausstoß, aber so genau will das der deutsche Michel doch nicht wissen, oder?

WOLFGANG FLADUNG, Bad Camberg