deal mit dackel von FANNY MÜLLER
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Heute war ich beim Frisör, der mir wieder Tratsch und Klatsch aus der Nachbarschaft erzählte. Einer seiner Kunden hat sieben Zigeuner als Nachbarn (das hat der Frisör erzählt, ich würde ja vielleicht „Roma“ oder „Sinti“ sagen, aber nur vielleicht), und eines schönen Tages wurde der junge Mann zu ihnen gerufen. Er möchte doch in die Geburtsurkunden der Kinder gucken, ob nicht bald eines Geburtstag hätte. Und was sieht er? Dass der Jüngste gerade gestern drei geworden ist. Die ganze Sippe war aus dem Häuschen und bewirtete ihn fürstlich. Bei der Gelegenheit fragten sie ihn auch gleich, ob sie nicht mal was in seinem Keller unterbringen könnten, denn für sieben Personen ist ihrer zu klein. Klar, können sie.

Nur wurde ihm dann etwas mulmig, als er die zwanzig nigelnagelneuen original verpackten Fernseher und Videos in seinem Keller entdeckte. „Kein Problem“, meinte der alte Zigeuner – und flugs waren am nächsten Tag die Geräte gegen andere Sachen getauscht – und das, obwohl keiner von denen einen Schlüssel hatte.

Das brachte mich auf die Idee, auch meinem Alltag ein wenig Würze zu verleihen. Jetzt, wo ich auf Rente und den ganzen Tag mit dem Hackenporsche unterwegs bin. Ich brauche selbstverständlich einen Komplizen. Da bietet sich Torsten an, der mir versichert, dass wir unseren Deal richtig schanzenviertelmäßig ablaufen lassen: „Also, du mischst dich unauffällig in der ‚Pasteleria Transmontana‘ unter die Leute, wo ich, scheinbar Zeitung lesend, herumstehe. Du sprichst mich unauffällig verschlüsselt an ‚Mach ma Platz, Allda‘ – oder signalisierst mir durch Hochziehen einer Augenbraue dein Interesse. Ich lasse dir blitzschnell ein Säckchen in deine Manteltasche rutschen, du gehst ‚auf Toilette‘, überprüfst die Ware auf ihre Reinheit, kommst zurück und lässt mich durch die Worte ‚Ach, das tat gut‘ wissen, dass du bereit bist zu unserem Deal. Dann zahlst du bei Emilia deine legalen Drogen, und zwar dergestalt, dass sie dir 1,53 Euro rausgeben muss. Das ist der momentane Preis für ein Kilo Kartoffeln. Ich nehme das Geld an mich und platziere dann die Kartoffeln in deinen abseits stehenden Porsche. Mit einem kurzen Nicken ziehe ich mich zurück, du startest mit quietschenden Reifen und verschwindest blitzschnell im Gassengewirr des Schanzenviertels. So läuft das.“

Oder auch anders: Eine ganz alte Lösegeldnummer ist die mit dem verschwunden Dackel. Oma ist verzweifelt, weil „Trine“ weg ist. Die dicke Dackeldame verschwand irgendwie beim Aldi. Wenig später liegt ein Drohbrief im Kasten – „Wenn nich bis 14 Uhr 1000 Mack (unbeholfen durchgestrichen, ‚Euro‘ drübergeschrieben) unter den Pudingpulfer bei Lidl ligen, ham wir Trine ausgeschalltet …“

Problematisch wird das jedoch, weil es keine dicken Dackeldamen mehr gibt. Omas haben keine Dackel mehr, sondern schützen sich vor orientalischen Jugendbanden und kriminellen Politikern mit einem Pitbull. Die Viecher heißen „Fass“ oder „Killer“ und sind als Entführungsopfer denkbar ungeeignet. Ich muss mir also noch was anderes überlegen.