Welt per Wort durchforsten

140 Schriftsteller lesen in Kundenzentren, Museen, Schwimmbädern und Theatern: HEW-Lesetage fokussieren Familie, Arbeitswelt, Sport und laden junge Autoren ein

Der Norden liest. Mehr denn je. Die Neugier auf Geschichten und die Menschen, die sie ausbrüten, ist größer denn je. Lesen ist immer noch am schönsten zu Hause, im Lieblingssessel in einem gut beheizten Raum.

Kein Wunder also, dass sich ausgerechnet die Hamburgischen Electricitäts-Werke AG die Förderung der Lesekultur auf die Fahnen geschrieben haben. In diesem Jahr heißt es vom 10. bis zum 16. April zum fünften Mal „Die Autoren kommen!“ zu den Hamburger Lesetagen. 140 Schriftsteller haben ihr Erscheinen zugesagt und werden an 60 teils ungewöhnlichen Orten aus ihren Werken rezitieren.

Als Schwerpunkte kristallisieren sich diesmal Themen wie Familie, junge Autoren, die Welt des Sports, Arbeitswelt und Krimi heraus. Alles Welten, so Organisatorin Barbara Heine, die sich im Umbruch befinden und für Unsicherheit und damit auch für Lesestoff sorgen: Die Familien haben derzeit keinen leichten Stand. In Deutschland, armes Kinderland hinterfragt Susanne Mayer die Schieflage, die Kinder in unserer Gesellschaft zu einem teuren Hobby werden lässt. Tanja Dückers beleuchtet in ihrem neuen Roman Himmelskörper die Suche einer jungen Frau nach dem Geheimnis der eigenen Mutter.

Zu einem „Forum Junge Autoren“ öffnet die Nachtasyl-Bar unter dem Dach des Thalia Theaters ihre Pforten. Hier rücken einige junge Vertreter der schreibenden Zunft an: etwa der lakonische David Wagner mit seinem Roman Was alles fehlt, oder Zsuszsa Bánk mit Schwimmbadsommer. Außerdem sind natürlich die gegenwärtig alle Bestsellerlisten stürmende Judith Hermann mit ihrem furiosen zweiten Erzählband Nichts als Gespenster oder Jana Hensel und ihre Abrechnung mit der DDR-Kindheit in Zonenkinder geladen.

In der Rubrik Sport könnte keiner besser ins Programm passen als der Thalia-Dramaturg und Ex-Leistungsschwimmer John von Düffel. Aus Vom Wasser liest er an passender Stelle und wird mit seinem Kollegen Moritz Rinke und einigen Synchronschwimmerinnen auch publikumswirksam abtauchen.

Die in schweren Gewässern schippernde Arbeitswelt steht im Mittelpunkt zahlreicher Diskussionsrunden unter anderem mit Patricia Riekel und Britta Steilmann. Weitere Prominenz hat sich mit Harold Brodky, Tim Krohn oder Helmut Krausser und seinem neuen Roman UC angesagt. Und in düstere Ecken Hamburgs laden die Auoren vom Krimi-Club. Darunter Altgediente wie Regula Venske, Gunter Gerlach oder Petra Hamesfahr, Akif Pirincci oder Doris Gercke. Caroline Mansfeld

Susanne Mayer: Do, 10.4., 19 Uhr, HEW-Kundenzentrum (Spitalerstraße 22). Tanja Dückers: Mi, 16.4., 19.30 Uhr, Warburg-Haus (Heilwigstraße 116). David Wagner: Do, 10.4., 19 Uhr, Thalia-Nachtasyl. Zsusza Bánk: Fr, 11.4., 19 Uhr, Nachtasyl. Judith Hermann: So, 13.4., 19 Uhr, Nachtasyl. Jana Hensel: Mi, 16.4., 19 Uhr, Nachtasyl. John von Düffel: Do, 10.4., 20 Uhr, Schwimmbad Kaifu. Diskussion mit Britta Steilmann: So, 13.4., 19 Uhr, Museum der Arbeit, Wiesendamm 3. Die HEW-Lesetage laufen vom 10. bis 16. April. Info unter www.lesetage.hew.de