was macht eigentlich ...Jeffrey Eugenides?

Berlin bereichern

Und zwar um einen honorigen Pulitzer-Preisträger. Am Montag wurde der in Schöneberg lebende US-Schriftsteller für seinen Roman „Middlesex“ ausgezeichnet. Acht Jahre lang schrieb der 43-jährige Jeffrey Eugenides an dieser 529 Seiten dicken Familiensaga, drei Jahre davon in der Hauptstadt.

Und so hat die Stadt Eingang in die Geschichte gefunden. Cal, die Hauptfigur des Romans, arbeitet als Amerikanischer Kulturattaché in Berlin. Er dreht seine Runden im Victoriapark, ärgert sich über arrogante Kellner im Café Einstein und taucht ein in die exotische Warenwelt der türkischen Läden entlang der Schöneberger Hauptstraße. Er langweilt sich bei offiziellen Empfängen, Kulturterminen und obligatorischen Philharmoniebesuchen.

Und er verliebt sich in Julie, eine junge amerikanische Fotografin. Doch es ist eine Liebe mit Erklärungsbedarf. Denn Cal ist infolge eines genetischen Defekts Hermaphrodit, ein Wesen zwischen den Geschlechtern. Vom Erbgut her männlich, aber ohne die äußeren Geschlechtsmerkmale eines Mannes.

Berlin ist also nicht zufällig der Erzählort des Romans. Denn die Stadt steckt ebenso wie Cal voller Widersprüche. Berlin ist eine Stadt zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Einheit und Teilung, zwischen den Kulturen. Hier erzählt Cal Julie seine Geschichte. Eine Geschichte des Hin-und-her-Gerissenseins, eine Geschichte von der Seelenqual eines Mischwesens: „Ich holte tief Luft und begann: Es gibt da etwas, das du über mich wissen solltest.“ ARU  FOTO: AP