Schnell ins Glück

Twin Towers aus Bonbons und Lakritz in der Kunsthalle

Mitten im Worpsweder Saal der Kunsthalle, zwischen Moorlandschaften von Otto Modersohn und Fritz Overbeck, stehen bunte Zwillingstürme. Zwei Meter hoch, auf einer Grundfläche von etwa 30 mal 30 Zentimetern. Sie scheinen aus Glasplatten zu bestehen, hinter denen Glas- und Keramiksteine angeordnet sind.

Erst auf kurze Distanz erkennt man die tatsächliche Beschaffenheit dieser Mosaiken. Es sind Süßigkeiten: giftig blaue Eisbonbons und buntes kandiertes Lakritz. Die schrecklich süßen Verführer befinden sich in den Hohlräumen von transparenten Acrylglasplatten aus dem Baumarkt, wie sie für Oberlichter oder Carport-Überdachungen verwendet werden.

„Für mich ist es das größte Kompliment, wenn Leute erst fragen: ‚Was ist das?‘, und dann sagen: ‚Mmh, lecker!‘“, erläutert Ulrik Dannenberg die erhoffte Wirkung seiner Plastik „Happy Tower“. Als Installation „Happy Intervention“ bildet das Werk des Worpsweder Stipendiaten den Auftakt zur Ausstellung „Rilke. Worpswede.“.

Seine Kunst soll glücklich machen – welches Material bietet sich da besser an als Süßigkeiten? Die würden, so Dannenberg, mit dem Ziel designt, beim Anblick Glücksgefühle auszulösen. Im Gegensatz zum kurzzeitigen Genuss des Verzehrs konservieren seine Arbeiten das Glück für die Ewigkeit.

Jeder braucht Utopien wie dieses permanente Glücksversprechen, weiß Dannenberg. Seine Arbeiten wiederholen diese jedoch nicht einfach affirmativ. Sie sind bestimmt von den Brechungen, die sich aus der Kombination von stimulierenden Bonbons und rein zweckförmigen, genormten Baumarktwaren ergeben.

Um simple Konsumkritik geht es ihm dabei aber nicht, denn: „Dass Konsum scheiße ist, wissen die Leute sowieso.“ Dannenberg spielt lieber ein ironisches Spiel mit den Hoffnungen, die an schnellen, unproblematischen Konsum und schöne Oberflächen geknüpft werden – nach dem auf Dannenbergs Hose gedruckten Motto „Schön + lecker = happy.“ till stoppenhagen