Vorwurf: Urwaldholz mit Ökosiegel geadelt

Greenpeace: Holzfirma verkauft unter Ökosiegel Holz aus Russlands Urwäldern. Firma: „99 Prozent deutsche Ware“

KEMPTEN taz ■ In mehreren deutschen Städten haben am Wochenende Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace den Verkauf von angeblich falsch deklariertem Holz aus russischen Wäldern angeprangert. In der Kritik steht eine bayerische Firma, die russisches Fichtenholz an Baumarktketten als Produkt aus Deutschland verkauft haben soll. Die Holzfirma aus Wilburgstetten in Mittelfranken wehrt sich gegen die Vorwürfe und hat angekündigt, gegen die Umweltschutzorganisation vorgehen.

Monatelang habe Greenpeace in Baumärkten falsch deklariertes Holz dieser Firma gefunden, so Kampagnensprecher Oliver Salge. „Das Holz wurde mit einem Logo gekennzeichnet, wo draufsteht, es sei aus nachhaltiger Forstwirtschaft, gewachsen in deutschen Wäldern.“ Und das sei schlicht und einfach falsch. Falsch etikettiertes Holz sei in ganz Deutschland gefunden worden. Das sei kein Zufall, sondern habe System. Greenpeace habe bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige wegen Betrugs erstattet. Das sei ein Schlag ins Gesicht der deutschen Waldbauern, die immer in Konkurrenz stünden mit ausländischer Ware.

Die betroffene Firma Rettenmeier bestreitet die Vorwürfe. Die Holzfirma, die die größten deutschen Baumarktketten zu ihren Kunden zählt und ausführlich mit umweltverträglichen Herstellungsverfahren wirbt, sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Josef Rettenmeier, Sprecher des Vorstands, drohte am Wochenende Greenpeace eine Verleumdungsklage an. Höchstens ein bis zwei Prozent des gesamten Holzes von jährlich rund einer Million Kubikmeter sei aus Skandinavien oder Russland zugekauft worden. Zudem habe man sich von den Zwischenhändlern bestätigen lassen, dass es sich nicht um russisches Urwaldholz handelt.

Rettenmeier räumt ein, dass ein kleiner Teil des Holzes tatsächlich falsch gekennzeichnet sein könnte. „Wir geben in diese Deklarierung zu 99 Prozent deutsche Ware rein. Und wenn wir kleine Zukäufe haben, von denen bestätigt ist, dass sie aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und nicht aus Urwäldern stammen, dann fließen die mit ein.“ 2.000 Kubikmeter habe man in den vergangenen Monaten zugekauft.

Die Sprecherin einer Baumarktkette, bei dem am Wochenende falsch deklariertes Holz gefunden wurde, kündigte an, die Greenpeace-Vorwürfe zu prüfen. Bei einer der Aktionen – im bayerischen Neuburg an der Donau – sei das falsch deklarierte Holz schnell entdeckt worden, sagt Peter Aulich von der Ingolstädter Greenpeace-Gruppe. Wie an den anderen deutschen Aktionsorten (Duisburg, Hannover, Henstedt-Ulzburg, Soest, Erfurt und Schwäbisch-Gmünd) – wurde es mit Aufklebern „Urwaldzerstörung“ und „Betrug“ versehen. Einige Kunden hätten sich über die Verbrauchertäuschung heftig beklagt, berichtet der Greenpeace-Mann. Der Marktleiter eines Duisburger Baumarkts hingegen sagte, dass sich die Kunden kaum für die Aktion der Umweltorganisation interessiert hätten. KLAUS WITTMANN