Der herbe Charme des Sports

Der Landessportbund Bremen diskutierte seine Wahlprüfsteine mit Spitzenpolitikern der Parteien. Im Gegensatz zu seinen lammfrommen Kollegen von SPD und Grünen ging CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff dem Konflikt mit dem mächtigen Verband und seiner Präsidentin nicht aus dem Weg

taz ■ Ingelore Rosenkötter gab die perfekte Lobbyistin. Der Landessportbund Bremen (LSB) hatte die politischen Alphatiere aus der Bürgerschaft zur Diskussion seiner Wahlprüfsteine eingeladen, und also knallte ihnen die Verbandschefin mit herbem Charme Maximal-Forderungen vor den Latz: Das Sportförderungsgesetz dürfe nicht angetastet werden. Punkt. Die Politik müsse ein Programm zur Sanierung der Vereinssportstätten auflegen. Punkt. Die Höhe der Übungsleiterzuschüsse sei nicht mehr zeitgemäß. Punkt. Kurzum: „Sport muss als Querschnittsaufgabe betrachtet werden.“

Während sich die Fraktionschefs von SPD und Grünen, Jens Böhrnsen und Karoline Linnert, alle Mühe gaben, die Sportfunktionäre nicht zu verprellen, bot allein der CDU-Fraktionsvorsitzende Rosenkötter die Stirn. „Wir werden auch in den nächsten vier Jahren in einem Sanierungsland leben, und die Haushaltsmittel werden eher knapper werden“, nahm Jens Eckhoff der LSB-Präsidentin den Wind aus den Segeln. In der letzten Legislaturperiode habe der Sport immerhin „keine Einschnitte“ zu verkraften gehabt. „Wenn der Sport klagt, wie schlecht es ihm geht, dann sollte er mal in den Sozialbereich schauen.“

Er sehe keinen Widerspruch darin, den Haushalt zu sanieren und den Sport zu unterstützen, säuselte hingegen SPD-Fraktionschef Jens Böhrnsen. Es könne nicht sein, dass es im niedersächsischen Umland bessere Sportstätten gebe als in Bremen. Und es sei „nicht gut“, wenn jedesmal bei den Haushaltsberatungen die Übungsleiterpauschale zur Disposition gestellt würde.

Grünen-Fraktionschefin Karoline Linnert versprach, dass die Übungsleiterpauschale jedenfalls nicht gekürzt werde. Und die Ganztagsschule sei doch eine „spannende Herausforderung“ für die Kooperation von Schule und Verein: „Wer Kinder zwingt, den ganzen Tag nur auf ihrem Po zu sitzen, der verblödet sie richtig.“

FDP-Vertreter Axel Adamietz warb fleißig für ehrenamtliches Engagement und für höhere Übungsleiterpauschalen, die das „A und O unserer Vereinsstrukturen“ seien. Und PDSianer Klaus-Rainer Rupp sagte, man könne nicht über die Finanzierung von Sport reden, „ohne über die erfolglose Sanierungspolitik“ zu sprechen: „Kürzen bei der öffentlichen Daseinsvorsorge, das funktioniert nicht.“

Vor den Politgranden hatte der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel erste Ergebnisse seiner Studie über die „ökonomische Bedeutung der Bremer Sportvereine“ vorgestellt. Hickels Hauptthese: „Sport ist ein öffentliches Gut“, das „die urbane Qualität“ steigere. Kosten-Nutzen-Analyse zeigten, dass die „Kosten von Nicht-Sport“ enorm wären – bis hin zu mehr Kriminalität in den Stadtteilen. Markus Jox