Aktionstag im Schatten des Krieges

Wie in jedem Jahr begehen arabische Israelis den „Tag der Erde“. Neben Parolen der Solidarität mit der irakischenBevölkerung gibt es auch Kritik an den Behörden wegen mangelnder Information zum Schutz vor einem möglichen Angriff

aus Jerusalem SUSANNE KNAUL

Mit einem Generalstreik und zahlreichen Kundgebungen haben zigtausende israelische Araber gestern den den „Tag der Erde“ begangen. Vor 27 Jahren waren sechs israelische Araber bei Demonstrationen gegen die israelische Landenteignung von Polizisten erschossen worden. Der jährliche Gedenktag stand diesmal im Zeichen des Irakkrieges.

In dem arabischen Dorf Kfar Kana trugen Demonstranten Bilder verletzter irakischer Kinder. Die israelische Polizei verstärkte das Sicherheitsaufgebot in den Ortschaften in Galiläa. Bis zum Nachmittag verliefen die Veranstaltungen ohne Zwischenfälle.

Bereits am Wochenende organisierte die antizionistische Partei Hadasch in Nazareth eine Solidaritätskundgebung mit dem irakischen Volk. In der Stadt Um al-Fahum, die als Hochburg der islamistichen Bewegung in Israel gilt, appellierten einzelne Demonstranten an Saddam Hussein, „Raketen auf Tel Aviv“ zu schicken. Scheich Raed Salach, einer der Redner auf der Veranstaltung, verurteilte den „Angriff der Kreuzfahrer“ und warnte davor, dass die USA weitere arabische Staaten angreifen werde. Auch vor der US-amerikanischen Botschaft in Tel Aviv versammelte sich eine Gruppe israelischer Araber, um gegen die Offensive zu protestieren. „Geht doch in den Irak“, riet ein Leser der Internetausgabe von Jediot Achronot, Israels auflagenstärkster Tageszeitung. Auf ihrer Website entwickelte sich eine erregte Debatte zwischen jüdischen und arabischen Lesern.

Am „Tag der Erde“ ging es indes nicht nur um den Krieg. Salam aus Haifa erinnerte daran, dass „die legitime Verteidigung des eigenen Landes nichts mit islamischem Fundamentalismus zu tun hat“. Weiteres Thema auf den Kundgebungen war die bevorstehende Haushaltskürzung, von der vor allem der Erziehungssektor sowie kinderreiche Familien betroffen sind.

In den südlicher gelegenen arabischen Ortschaften steht neben der Solidarität mit dem irakischen Volk auch die Sorge, dass man umgekehrt selbst versehentlich Opfer eines irakischen Raketenbeschusses werden könnte. Die Kritik richtet sich hier gegen die israelische Armee, die es versäumt habe, die Bevölkerung entsprechend aufzuklären. In der nur 18 Kilometer von Tel Aviv entfernten Stadt Kfar Kassem waren unmittelbar vor Kriegsbeginn drei Menschen in einem luftdicht versiegelten Raum erstickt, weil sie nicht daran gedacht hatten, ein offenes Feuer in dem Raum zu löschen, bevor sie schlafen gingen.

Erst kurz vor dem Krieg habe die Armee Informationsbroschüren auf arabischer Sprache ausgegeben, etwa zum Umgang mit den Gasmasken und Atropinspritzen. Bürgermeister Sami Issa erinnerte gegenüber Jediot Achronot daran, dass im letzten Krieg mehrere Menschen unter der Maske erstickt seien, weil sie nicht wussten, dass sie den Filterverschluss öffnen müssen. In Kfar Kassem wurde zudem „die Bevölkerung per Lautsprecher von der Polizei zum Tausch der Gasmasken aufgefordert“, berichtet Issa. Damit sei „unnötige Panik“ geschürt worden.