Bauklötze im Team

Am Guten anknüpfen und da weitermachen: Ulrike Stahlberg hat mit ihren Kollegen eine systemische Supervision mitgemacht. Nun macht sie selbst eine Ausbildung zur Supervisorin

von LENA GORELIK

Wenn man klären möchte, wie die Mitglieder eines Teams zueinander stehen, nimmt man am besten Bauklötze zu Hilfe. Jeder Bauklotz wird zu einem Teammitglied, jedes Teammitglied ordnet die Bauklötze so an, wie es die Gruppe sieht, und dann wird verglichen: Wer gilt als Außenseiter, gibt es Grüppchenbildung? So zumindest kann ein Berater in einer systemischen Supervision vorgehen. Ulrike Stahlberg hat eine solche mitgemacht.

„Die Hauptsache bei der systemischen Supervision ist, dass der Supervisor keine Lösung parat hat, sondern das Team eine sucht“, erklärt die Mitarbeiterin einer sozialpsychiatrischen Einrichtung. Zusammen mit elf Kollegen betreut sie drei Wohnbereiche. Als diese umgeschichtet wurden und die Leitung nach einem neuen Konzept suchte, machte das Team eine Supervision mit.

„Wir haben geschaut, was gut war“, erzählt die 39-Jährige. Jeder habe seine Fähigkeiten und die dazu passenden Arbeitsbereiche herausgearbeitet. „Eine Kollegin ist besonders kreativ, sie kümmert sich jetzt um die Raumausstattung. Eine andere ist für organisatorische Dinge zuständig, ich mache die Dokumentation. Jeder hat seinen eigenen Bereich gefunden.“ Man knüpfe an die guten Seiten der Teamarbeit und positive Erlebnisse an und mache da weiter.

Der Berater stellt Fragen, über die sich das Team Gedanken macht. „Der Supervisor betrachtet die Probleme einfach von einer anderen Ebene, zeigt Alternativen auf“, erklärt Stahlberg. So wurde ihr Team zum Beispiel in zwei Gruppen geteilt. Während eine Gruppe über Probleme mit einem Patienten diskutierte, konnten die anderen das Gespräch von außen beobachten und so neue Impulse einbringen. Und wenn es im Team selbst Probleme gibt und man herausfinden möchte, wie die Kollegen zueinander stehen, nimmt man eben Bauklötze zu Hilfe.

Ob die Supervision das Team weitergebracht hat? Da muss Ulrike Stahlberg erst mal nachdenken: „Letztendlich haben wir die Leitbilder und Ziele, die wir zusammen mit der Beraterin erarbeitet haben, auch umgesetzt.“

Nun macht Ulrike Stahlberg selbst eine zweijährige Ausbildung zur Supervisorin. Sie glaubt, diese wird ihr in ihrem Berufsalltag helfen. „Wenn zum Beispiel ein depressiver Mitbewohner zu nichts Lust hat, kann ich ihn fragen, was er denn früher gern gemacht hat. Und wenn er sagt, er habe gerne gebacken, dann sage ich: ‚Was hindert Sie daran, jetzt in die Küche zu gehen und damit anzufangen?‘“

Man müsse überall nach positiven Seiten suchen. Wenn beispielsweise ein Mensch mit Schizophrenie anfängt zu trinken, um die Stimmen im Zaum zu halten, dann schimpft man nicht und sagt: „Wie konntest du zu all deinen Problemen auch mit Alkohol anfangen?“ Sondern: „Es ist deine Art, damit umzugehen und hilft dir.“ Am Guten anknüpfen und da weitermachen.