rbb-intendantenwahl
: Schaut auf die Provinz!

Wenn heute der Rundfunkrat des noch gar nicht real existierenden Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) zur Intendantenwahl schreitet, drohen gleich mehrere Gefahren.

Kommentarvon STEFFEN GRIMBERG

Schon im Vorfeld hat ganz offensichtlich eine der großen Volksparteien – nämlich die SPD – versucht, „ihren“ Kandidaten – nämlich den WDR-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf – durchzudrücken.

Parteipolitische Einfluss in den Gremien der öffentlich-rechtlichen Anstalten ist nun in Deutschland so unsinnig wie offensichtlich unvermeidbar. Gerade die an das Austüfteln kleinster gemeinsamer Nenner gewöhnten Groß- und Kleinkoalitionäre aus Berlin und Brandenburg könnten der neuen Anstalt dabei aber einen Bärendienst erweisen. Denn noch längst nicht ist aus SFB und ORB das zusammengewachsen, was zusammengehört. Doch der RBB darf nicht nur mehr schlecht und recht funktionieren, sondern kann und muss gleich zweifach Signalwirkung entfalten: Für längst überfällige Reformen innerhalb der ARD, die zu viele Kleinstsender durchschleppt.

Und viel wichtiger noch für die kommende Länderehe von Berlin und Brandenburg, für die ein allseits akzeptiertes, diese Einheit in Vielfalt vorlebendes Medienangebot unbedingte Voraussetzung ist.

Wenn nun der ehemalige ARD-Hauptstadtchef Ulrich Deppendorf zum Intendanten gekürt wird, dürfte das erste Signal mehr als befriedigend ausfallen: Das Gewicht der neuen Anstalt innerhalb der ARD würde durch den prominenten TV-Mann gestärkt. Doch mit Deppendorf käme es zwangsläufig zu einer Entwicklung hin zum Hauptstadtsender, dem der mediale Wettbewerb mit den anderen großen ARD-Anstalten wichtiger wäre als die Frage, wie sich das Flächenland Brandenburg in der Senderehe wiederfände. Und der so den Befürchtungen der Menschen zwischen Prenzlau und Spremberg in Sachen Länderehe weiter Auftrieb gäbe.

thema des tages SEITE 22