Staudamm-Opfer machen Druck

Eine Million brasilianischer Bauern haben ihr Land durch den Bau von Talsperren verloren. Von Präsident Lula fordern sie Entschädigung und eine neue Energiepolitik

PORTO ALEGRE taz ■ Dieser „Aktionstag gegen Staudämme“ ist für Eduardo Zen ein ganz besonderer: „Zum ersten Mal werden wir von der Regierung ernst genommen“, sagt der 20-Jährige von der „Bewegung der von Staudämmen Betroffenen“ Brasiliens (MAB). Wie Eduardos Familie unweit der Grenze zu Argentinien haben in Brasilien in den letzten 30 Jahren etwa eine Million Menschen ihren Grund und Boden verlassen müssen, um Stauseen Platz zu machen.

In Belo Horizonte besetzten sie das Büro des Bergbaukonzerns Companhia Vale do Rio Doce, einem jener industriellen Großverbraucher. In São Paulo drangen sie in die Zentrale der Stromfirma Eletropaulo ein, an der der US-Konzern AES seit der Privatisierung der Firma vor fünf Jahren die Mehrheit hält. Ähnlich wie bei der Landlosenbewegung MST gehen die Ziele der MAB längst über ihre Partikularinteressen hinaus. Die Regierung Lula müsse auf erneuerbare Energien wie Wind- und Sonnenenergie setzen, fordert MAB-Koordinator Hélio Mecca. Die Privatisierungen der Neunzigerjahre müssten revidiert werden.

GERHARD DILGER