Die Muttis mit den männlichen Mitgliedern

Eine Emanzipationsbewegung der etwas anderen Art: Seit über 70 Jahren tritt der Deutsche Hausfrauen-Bund für Gleichberechtigung ein. Zum heutigen „Welttag der Hauswirtschaft“ stellen wir den Verein samt seiner Bremer Chefin vor. Außerdem gibt es wieder wertvolle Tipps für Heim und Herd

taz ■ Herzensgute rustikale Muttis, die Putzen, Kochen und Waschen zu ihrem größten Lebensglück erklärt haben – nicht wenige assoziieren erst einmal solche Klischees, wenn der Vereinsname „Deutscher Hausfrauen-Bund e. V.“ fällt.

In dieses Stereotyp will Gunthild Meyer, die erste Vorsitzende des Bremer Landesverbandes der bundesweiten Organisation, aber gar nicht so recht passen. Mit ihrer modischen Jeansweste und ihrer „aktuellen“ Kurzhaarfrisur wirkt sie weniger wie’s Heimchen am Herde als vielmehr wie eine aufgeschlossene, moderne Geschäftsfrau. Vor 25 Jahren war sie über die Anti-Atomkraft-Bewegung zum Verband gestoßen und befasst sich schwerpunktmäßig mit Umwelt- und Verbraucherschutz, insbesondere Qualitätskontrollen und Kennzeichnung von Inhaltsstoffen. Obgleich fast im rentenfähigen Alter, steht sie immer noch mit beiden Beinen im Berufsleben – ganz wie sich ihr Verband das so vorstellt.

„Es ging dem Deutschen Hausfrauen-Bund von Anfang an darum, Frauen zu mehr Selbstständigkeit aufzurufen, sie zu ermuntern, einen Beruf zu erlernen und sich unabhängiger zu machen“, erklärt sie. Modebegriffe wie Zeitmanagement, strategische Planung und Persönlichkeitsstärkung sind in diesem Zusammenhang keine bemühte Anpassung an modernes Vokabular, sondern folgerichtige Konsequenz aus der Geschichte des Vereins.

Den hatte die Bremerin Hedwig Heil 1915 in Berlin als Deutschen Verband der Hausfrauen gegründet. Er entstand unter dem Einfluss der internationalen Frauenbewegungen, die bereits um die Jahrhundertwende Gleichberechtigung für Frauen bei Wahlen, Studium und Berufswahl forderte.

Durch die offizielle Anerkennung der Hauswirtschaft als qualifiziertem Beruf sollte es Hausangestellten ermöglicht werden, ihre Forderungen gegenüber den bürgerlichen „Herrschaften“ besser durchzusetzen. Den Nazis, die die deutsche Hausfrau lieber am heimischen Herd sehen wollten, wurde das alles zu bunt: 1935 wurde der Verband verboten.

Hausarbeit sei natürlich keine reine Frauentätigkeit, betont Meyer. Im Bremer Verband seien sechs Männer Mitglied, und auch ihr Mann sei in häusliche Tätigkeiten eingebunden. „Bei der Wäsche tut er sich noch etwas schwer, aber alles andere ist kein Problem.“ Till Stoppenhagen