Anschlag überschattet Häftlingsaustausch

Elf Tote bei Selbstmordattentat in Jerusalem. Austausch zwischen Israel und libanesischer Hisbullah erfolgreich

KÖLN/JERUSALEM afp/dpa/taz Nach einer historischen Vereinbarung unter deutscher Vermittlung haben Israel und die libanesische Hisbullah-Miliz gestern dutzende Gefangene und Leichen ausgetauscht. Überschattet wurde der Austausch von einem Selbstmordanschlag in Jerusalem, bei dem nur wenige Meter vom Amtssitz des israelischen Ministerpräsidenten entfernt mindestens elf Menschen ums Leben kamen.

Auf dem Flughafen Köln-Wahn starteten am Nachmittag kurz hintereinander eine israelische Maschine mit den Leichnamen dreier israelischer Soldaten und dem israelischen Geschäftsmann Elhanan Tennenbaum an Bord sowie ein Airbus der Bundesregierung mit freigelassenen Arabern Richtung Naher Osten. In Westjordanland ließ Israel zunächst rund 130 von insgesamt 400 palästinensischen Gefangenen frei. Ein Sprecher des israelischen Außenministers erklärte, die Palästinenser würden nur „schweren Herzens“ freigelassen, „weil wir wissen, dass diese 400 schnell in den Kreislauf der Gewalt zurückkehren werden“.

Es war eines der größten Austauschverfahren in der Geschichte des Nahostkonflikts. Geheimdienstkoordinator Ernst Uhrlau sagte im ARD-„Morgenmagazin“, der Ringtausch sei politisch bedeutsam für Deutschland. Zuvor hatte Uhrlau Iran für dessen Rolle beim Zustandekommen des Austauschs gewürdigt.

Bundesaußenminister Joschka Fischer dankte den Sicherheitsdiensten, die den Austausch nach jahrelanger Vorarbeit zum Erfolg geführt hätten. Er wolle sich nicht direkt zu der Aktion äußern, sagte er in Berlin, außer dass Deutschland in dieser Sache habe hilfreich sein können.

Bei dem Austausch auf dem Kölner Flughafen hat ein syrischer Kurde ein Asylgesuch gestellt. Nach Angaben von Kurden, die am Tor zum Flughafen warteten, war der Mann vor vier Jahren aus der syrischen Armee desertiert und nach Israel geflohen. Dort sei er als mutmaßlicher Spion inhaftiert worden.

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