Wie verstehe ich mein Kind?

Es muss nicht immer Streit sein: Das Familien-Miteinander lässt sich üben: Im April starten Elterntrainingskurse im Jugend- und Beratungszentrum Walle

taz ■ Wenn sich die trotzige Dreijährige kreischend vor dem Süßigkeitenregal im Supermarkt wälzt und der 12jährige Fast–Teenie seine erste Alkoholvergiftung hat, geraten pädagogische Ideale schnell mal in Vergessenheit. Im Jugend- und Beratungszentrum Walle soll dem Elternfrust jetzt ein Ende gesetzt werden. Im Rahmen des Projekts „Mary Poppins“ können gestresste Eltern ab April Trainingsseminare absolvieren.

Die Schulungen haben, ganz im Sinne der Namensgeberin, ein konkretes Ziel: den Weg zu liebevoller Erziehung mit klaren Regeln und Strukturen aufzuzeigen. „Ich bin oft selber überrascht, dass die ersten Erfolge schon nach einer Woche sichtbar sind“, stellt Trainerin und Diplom-Psychologin Brigitte Llanos-Farfan fest.

Im Angebot sind das „Fit for family“-Elterntraining sowie der Elternkurs „Triple P“; beide richten sich an Eltern von Kindern zwischen zwei und zwölf Jahren. In Gruppen von maximal 12 Teilnehmern wird es dann praktisch: Da werden nicht nur einfache Informationen rund ums Kind ausgetauscht, auch Übungen zu Themen wie Kommunikation, Lernen und Konflikte stehen auf dem „Trainingsplan“ von „Fit for family“.

Um das Kind-Verstehen-Programm komplett zu machen, sollen die Eltern regelmäßig Hausaufgaben erledigen. Eingefahrene Verhaltensweisen sollen dabei aufgespürt und geändert werden. „Vielleicht reagiert das Kind ja nie auf Anweisungen, weil ich sie immer aus der Küche hochschreie und das schlicht im Kinderzimmer nicht ankommt“, erläutert Llanos-Farfan. Das zweimonatige Programm beinhaltet wöchentliche Gruppensitzungen und kostet 25 Euro.

Das neunwöchige „Triple P“ hat eine eher vorbeugende Funktion und ist streng strukturiert. Eltern bekommen hier klare Tipps, um dem Erziehungsärger ein Ende zu setzen: Das Spektrum geht vom Umgang mit Problemkindern bis zur Entwicklungsförderung. Die Gruppensitzungen werden durch vier Telefonate mit Llanos-Farfan ergänzt, die dann „vor Ort“ Hilfestellung gibt. „Die vorher erarbeiteten Grundlagen müssen jetzt in der Praxis bestehen“, erklärt die Kursleiterin. Durch anonyme Fragebögen wird zu Beginn und am Ende die Entwicklung überprüft. „Triple P“ kostet 50 Euro. „Wir haben den Preis bewusst niedrig gehalten, um gerade sozial schwächere Famillien anzusprechen“, sagt Llanos-Farfan. Um auch Eltern von Teens im Pubertätsschock das Leben zu erleichtern, soll bald ein Kurs für Eltern von Kindern im Alter von 13 bis 17 angeboten werden.

Die Anmeldefrist für „Fit for family“ läuft bis zum 9. April, die für „Triple P“ noch bis zum 2. April. Informationen unter ☎ 0421/ 69 19 344. nik