Umsturz in Zentralafrikanischer Republik

Rebellen des früheren Armeechefs Bozizé stürzen Präsident Patassé. Der Machtwechsel entspricht US-Interessen

BERLIN taz ■ In der Zentralafrikanischen Republik haben Rebellen den bisherigen Präsidenten Ange-Felix Patassé gestürzt. Kampflos rückten die vom früheren Armeechef Francois Bozizé geführten Rebellenkämpfer am Samstagnachmittag in die Hauptstadt Bangui ein, während Patassé sich im Ausland befand. Gestern erklärte Bozizés Sprecher Parfait Mbaye den Rebellenführer im Staatsrundfunk zum „Präsidenten der Republik“ und versprach einen „konsensuellen Übergang zur Demokratie“.

Die bitterarme Zentralafrikanische Republik ist seit Jahren Schauplatz von Militärrebellionen gegen den 1993 demokratisch gewählten Patassé. 2001 übernahm Armeechef Bozizé die Führung der aufständischen Soldaten und startete einen Guerillakrieg vom nördlichen Nachbarland Tschad aus. Im Oktober 2002 verhinderte nur eine Spezialeinheit aus Libyen die Einnahme Banguis durch Bozizés Kämpfer. Diese setzten sich danach im Norden der Zentralafrikanischen Republik fest, während Bozizé mal in Frankreich und mal im Tschad residierte.

Patassé warf Bozizé vor, eine Marionette des Tschad zu sein, und griff selbst auf eine schillernde Allianz zurück: Zeitweise schickten ihm Libyen und Sudan Soldaten, und an der Kriegsfront kämpften vor allem Einheiten des mit Patassé befreundeten kongolesischen Rebellenführers Jean-Pierre Bemba, dessen MLC (Kongolesische Befreiungsbewegung) den angrenzenden Norden der Demokratischen Republik Kongo regiert.

Die Intervention der MLC und Libyens war in Bangui sehr unpopulär und wurde in Frankreich und den USA kritisiert, weil damit Bangui zum Zentrum illegaler Rohstoff- und Waffengeschäfte in Afrika zu werden drohte. Der Machtwechsel entspricht somit westlichen Interessen in der Region. Im Januar sagte die US-Regierung der MLC-Führung, eine andauernde diplomatische Unterstützung der kongolesischen Rebellen sei von ihrem Rückzug aus der Zentralafrikanischen Republik abhängig. Daraufhin geriet Patassé in Bedrängnis. Zwar half Bemba ihm im Februar noch einmal, die Bozizé-Rebellen zurückzuwerfen, aber Anfang März starteten Letztere eine erneute Offensive.

Die letzten MLC-Truppen verließen Bangui am Samstag vormittag. Direkt danach fuhren die Jeeps von Bozizés Kämpfern ohne Gegenwehr in die zentralafrikanische Hauptstadt hinein. 300 Soldaten aus Gabun, Kongo-Brazzaville und Äquatorial-Guinea, die eigentlich als Friedenstruppe in Bangui stehen, verzogen sich vor den Rebellen in die französische Oberschule auf einem Hügel am Stadtrand, während die begeisterte Bevölkerung die Residenzen Patassés und anderer Politiker plündern durfte. Erst am Abend setzten die Rebellen dem ein Ende.

Patassé war während seines Sturzes nicht da. Am Samstag befand er sich auf dem Rückflug von einem Gipfeltreffen in Niger. Beim Anflug auf Bangui wurde sein Flugzeug beschossen, und er reiste nach Kamerun – ins Exil. DOMINIC JOHNSON