Minuten für den Frieden

Aufforderung zu europaweiten Arbeitsniederlegungen aus Protest gegen einen Krieg teilweise erfolgreich

MADRID/ROM taz/dpa ■ Die Aufforderung des europäischen Gewerkschaftsbundes, gestern Mittag mit kurzzeitigen Arbeitsniederlegungen ein „Zeichen für den Frieden“ zu setzen, ist vor allem in Spanien, Italien und Deutschland befolgt worden. Während spanische Gewerkschafter gar von „einem historischen Ereignis“ sprachen, gab es in Frankreich und Großbritannien offenbar keine Aktionen.

Nach spanischen Gewerkschaftsangaben folgten 80 Prozent der 16,5 Millionen Beschäftigten dem Aufruf gegen den Krieg. In den Fabriken standen die Maschinen Punkt 12 Uhr für 15 Minuten still. Vor Schulen und Universitäten gingen Lehrer und Schüler ebenso auf die Straße wie Angestellte vor Verwaltungsgebäuden und einigen Hotels. Regierungschef José María Aznar wurde aufgefordert, den Willen der Bevölkerung und der Mehrheit des UN-Sicherheitsrates zu respektieren. Parallel blockierten Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace mit dem Schiff „Rainbow Warrior“ die Ausfahrt der US-Marinebasis im südspanischen Rota und hinderten den US-Navy-Frachter „Cape Horn“ am Auslaufen Richtung Golf.

In Italien hatten die drei sonst häufig zerstrittenen Gewerkschaftsbünde CGIL, CISL und UIL gemeinsam zum Streik aufgerufen. Vor allem in Großbetrieben war die Beteiligung hoch. Auf den Fabriken wie aus Bürofenstern wehten Regenbogenfahnen, als Symbol der Friedensbewegung. In Mailand gingen Verkäuferinnen der Kaufhauskette Rinascente auf die Straße. Außer den direkt Anwesenden bekam aber kaum jemand im Land den Streik mit: Die Privatsender Berlusconis wie das von ihm kontrollierte Staatsfernsehen ignorierten mit Ausnahme des dritten Kanals der RAI die Proteste. Für den Fall des Kriegsausbruchs drohen die CGIL wie die linken Basisgewerkschaften mit einem „echten“ Generalstreik.

In Deutschland legten nach Gewerkschaftsangaben etwa 200.000 Beschäftigte und Schüler Mahnminuten gegen den drohenden Irakkrieg ein. Bei DaimlyerChrysler, Audi und Volkswagen standen vorübergehend die Bänder still. In Halle ruhte für fünf Minuten der Straßenbahnverkehr. RW, MB, HAN