hondas kampf gegen die sed
: Diestel hört die Signale

Der Global Player Honda hat einen Vertriebshändler gefeuert, weil er den alten Genossen Egon Krenz ins Rostocker Autohaus einlud – jetzt hat ein Gericht die Kündigung vorerst aufgehoben.

Der Osten ist dem Westen doch überlegen. Der Motorenhersteller Honda hat das jetzt zu spüren bekommen. Honda muss seinen Rostocker Vertragshändler Ulrich Peck, einst 1. Sekretär der FDJ-Bezirksleitung Rostock und letzter 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung, wieder ans EDV-Netz anschließen. Anfang dieses Jahres hatte Honda ihm nach über 13 Jahren fristlos gekündigt.

Der ehemalige Funktionär, der sich bei Honda nach der Wende mit seinen guten Kontakten qualifizierte, hatte in einem seiner zwei Autohäuser zu einer Neujahrsfeier geladen. Zu der erschien ein buntes Potpourri ehemaliger DDR-Funktionäre: der Ende 2003 vorzeitig aus der Haft entlassene letzte Regierungschef Egon Krenz, der einstige Verteidigungsminister Heinz Keßler und der frühere Armeechef Fritz Streletz. Außerdem waren zugegen: PDS-Chef Lothar Bisky, dessen Stellvertreter Wolfgang Methling, Vizeregierungschef und Umweltminister der rot-roten Schweriner Koalition, und der letzte DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel (taz vom 17. Januar). Honda nannte den Empfang eine „feuchtfröhliche Feier mit ehemaligen SED-Größen“, sprach seine „schärfste Missbilligung“ aus, kündigte Peck und kappte ihm den EDV-Zugang.

Doch jetzt hat Peck einen Etappensieg errungen. Sein Anwalt Peter-Michael Diestel hatte mit einer einstweiligen Verfügung auf die fristlose Kündigung reagiert. Mit Erfolg. Das Hamburger Landgericht forderte Honda auf, den Autohändler wieder ans Bestellsystem anzuschließen. Seit Dienstag wird Peck wieder mit Westautos beliefert.

Der Pressesprecher von Honda Motor Europa (North), Alexander Heintzel, ist zerknirscht. „Natürlich würden wir es lieber sehen, ihn nicht ans Netz nehmen zu müssen“, sagte er zur taz. Doch er will „konsequent“ bleiben. Das heißt: Honda beharrt auf der fristlosen Kündigung.

Anwalt Peter-Michael Diestel hingegen spricht von einem „großen Etappensieg“. Vergangene Woche hat er die Hauptklage gegen die fristlose Kündigung eingereicht. „Ich bin ziemlich sicher, dass bei Honda eine große Nachdenklichkeit herrscht“, sagte er zur taz.

Der Sieg ist fraglich.

Doch außer Frage steht dieser Diestel-Satz: „Es ist ein Preis der friedlichen Revolution, dass sich ein Egon Krenz für einen Honda interessiert.“ Zudem sieht beziehungsweise hört Diestel „eindeutige Signale, wo die Fuhre hingeht“. Also möchte man rufen: „Honda, hör die Signale!“

BARBARA BOLLWAHN