gottschalk sagt
: Die Zivilisation ist auf dem Mars

CHRISTIAN GOTTSCHALK: Die Kolumne am Donnerstag

Ich denke, ich werde mir doch kein Grundstück auf dem Mars kaufen. Es gefällt mir dort landschaftlich nicht so gut. Die neuesten Buntfotos sind zwar sehr beeindruckend, aber auf Dauer ist der Ausblick doch etwas öde. Das Einzige, das für den Erwerb eines Grundstücks dort spricht, ist der unschlagbar günstige Preis. Ich habe einen seriösen Anbieter für extraterrestische Grundstücke im Internet gefunden, der unerschlossenes Bauland für unter 20 Dollar anbietet. Allerdings ist die Verkehrsanbindung, vor allem bezogen auf den öffentlichen Personenverkehr, so schlecht, dass man auch gleich in die Eifel ziehen kann.

Außerdem kann sich jeder lebhaft vorstellen, wie die Besiedelung vonstatten gehen wird. Gestern hatte man noch ein Gründstück mit angeblich unverbaubarem Kraterblick, und morgen steht da schon ein Multiplexkino mit einem Pizza-Hut und einem Starbucks im Erdgeschoss. Und bei Walmart stehen kleine wuschelige, extrem unterbezahlte Wesen vom Uranus und packen einem die Produkte von Nestlé, Procter & Gamble und Unilever in die Papiertüten.

Wo immer im Universum sich Menschen niederlassen, zumindest wenn es sich um Europäer handelt, entsteht nach einiger Zeit ein Irish Pub. Wie Irish Pubs auszusehen haben, hat die Firma Guinness in einem 1000-Punkte Programm ein für allemal festgelegt. Wenn also eines Tages gegenüber vom „Hard-Rock-Café Mars“ aus einem dieser großen, braunen UPS-Raumschiffe größere Mengen Fassadenverkleidung in Klinkeranmutung ausgeladen werden, weiß man, dass es soweit ist. Übertriebener Alkoholkonsum, Gesang, Polohemden, kurz, die Zivilisation ist auf dem Mars eingetroffen.

Naja, Zukunftsmusik. Einen Grund für den Erwerb eines Marsgrundstücks gäbe es allerdings schon. Ich könnte Mitglied im „Kölner Haus- und Grundbesitzerverein“ werden, und Hanns Schaefer könnte sich für mich bei der US-Raumfahrtbehörde NASA beschweren: „...mussten wir leider feststellen, dass Ihr Fahrzeug 'Opportunity' auf dem Grundstück unseres Mitgliedes erhebliche Verunreinigungen verursacht hat... fordern wir Sie auf, sich fürderhin von Privatgrundstücken fernzuhalten, da Sie andernfalls mit nicht unerheblichen Schadenersatzforderungen zu rechnen haben. MfG Hanns Schaefer.“

Ich traue es ihm zu.