Schokoticket schmeckt, Bärenticket nicht

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr auf Erfolgskurs: Mehr Fahrgäste, mehr jugendliche AbonenntenInnen des Schokotickets. Nur die Senioren trauen dem „größten Verkerhrsverbund Europas“ noch nicht

GELSENKIRCHEN taz ■ Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zog gestern auf seiner Jahres-Presse-Konferenz eine positive Bilanz für das Jahr 2003. Der Trend der steigenden Fahrgastzahlen habe sich auch im letzten Jahr fortgesetzt. Erstmals wurde die Milliardengrenze bei den entgeltlichen Fahrten überschritten. „Das ist ein Plus von 5,5 Prozent“, freute sich der Geschäftsführer des Verkehsverbunds, Klaus Vorgang.

Die „Abo-Strategie“ des VRR scheint bei den Kunden gut anzukommen. Besonders das „Sckoko-Ticket“ verzeichne Erfolge. „Mehr als jeder zweite Schüler über zehn Jahren besitzt ein Schokoticket“, sagte Vorgang. Allerdings müssten sich die Nutzer des Schülertickets auf eine Preiserhöhung einstellen. „Da die entsprechenden Beförderungszuschüsse des Landes gekürzt werden, wird dieses auf lange Sicht notwendig sein“, sagte Vorgang. Zurzeit prüfe ein Marktforschungsinstitut im Auftag des VRR, welche Erhöhung möglich sei, ohne dass die Nachfrage einbreche.

Schleppend sei der Verkauf des „Bären-Tickets“ für Senioren angelaufen. „Wir sind mit dem Verkauf des Tickets bis jetzt zufrieden, obwohl wir uns etwas mehr davon versprochen haben“, räumte Vorgang ein. Verantwortlich dafür seien drastische Probleme im Schienennahverkehr gewesen, so wie das hohe Qualitätsbewußtsein der Zielgruppe. „Wir fordern daher von der Bahn, dass sie ihren Fahrzeugpark in Ordnung bringt“, sagte Jürgen Hambuch, stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbands Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. Vorgestern wurden vom VRR Vereinbarungen mit der Bahn über einen Vertrag geschlossen. Darin werden neben dem Einsatz neuer Fahrzeuge auch Strafen und Anreize zur Einhaltung der Standards festgelegt. „Damit haben wir ein stärkeres Steuerungsinstrument“, sagte Hambuch.

Hambuch versprach, bei Großveranstaltungen wie Messen und Fußballspielen in der Region für entsprechende Verkehrsanbindungen zu sorgen. Bei vielen Veranstaltungen biete der VRR schon zusammen mit dem Veranstalter sogenannte Kombitickets an, die Eintritts- und Fahrkarte in einem sind. „Die Fussball-WM 2006 ist eine besondere Herausforderung“, sagte Hambuch. Man wolle den Gästen aus aller Welt zeigen, dass der VRR in der Lage sei, eine gute Verkehrsanbindung zu bieten. Schließlich sei der „VRR der größte Verkehrsverbund Europas“.

Das „E-Ticket“ zeigt seit Anfang 2003 seinen Nutzen. Es ist „ein innovativer Schritt nach vorne“, sagte Klaus Vorgang. Die Plastikkarten mit einem Elektrochip ersparen den Abo-Kunden den monatlichen Wertmarkenaustausch und dem VRR Vertriebs- und Bearbeitungskosten. Allerdings sei die Lesezeit der Karten bei Kontrollen mit zwei Sekunden noch zu lang, sagte Vorgang. Man arbeite an einer Optimierung. „Wir wollen die Chipkarte künftig als Multifunktionskarte nutzen“, sagte Vorgang. Ob das Ticket zukünftig als „virtueller Ausweis“, Touristik- und Eventkarte oder als eine Art „Geldbörse“ eingesetzt werden soll, stehe aber noch nicht fest.

Leonie Lydorf