Hoffen auf Buddha

Nach dem drastischen Urlauberrückgang wegen des Terroranschlags auf Bali kehrt nun touristisches Vertrauen ins indonesische Inselreich zurück

von ANETT KELLER

Es wirkte wie eine Wiederholung der vielen religiösen Zeremonien, die die Balinesen nach dem für mehr als 200 Menschen tödlichen Bombenanschlag vom 12. Oktober veranstaltet hatten. Zur Eröffnung ihres Pavillons auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin stand die etwa dreißigköpfige indonesische Delegation vor einer Nachbildung eines balinesischen Tempels – und betete.

Beim Suchen nach Wegen aus der Krise verließen sich Bewohner und Behörden des Inselreiches allerdings nicht allein auf göttlichen Beistand. Der Terrorakt und die anschließende Touristenflucht hatten die Einnahmen im nach dem Öl- und Gassektor zweitwichtigstem Wirtschaftszweig im vergangenen Jahr um 17 Prozent schrumpfen lassen. Mit einem so genannten Rettungsprogramm initiierten die indonesischen Tourismusmanager seit dem vergangenen Jahr einen gewaltigen Promotion-Kraftakt, um „Vertrauen wieder aufzubauen“ – so auch das Motto beim ITB-Auftritt. Konferenzen wurden von der Hauptstadt Jakarta nach Bali verlegt und die Regierung verhängte kurzerhand längere Ferien zum Ende des Fastenmonats Ramadan und zu Weihnachten, um den lokalen Tourismussektor anzukurbeln. Medienkampagnen hoben weltweit die Vorzüge der Insel hervor.

Inzwischen blicken die Reiseveranstalter wieder optimistischer in die Zukunft, vor allem seit die von zahlreichen Botschaften nach dem Bombenanschlag verhängten Reisewarnungen wieder aufgehoben wurden. Im nächsten Jahr rechnet die Branche damit, dass die Besucherzahlen wieder so hoch sein werden wie vor dem Bombenanschlag – auch wenn wegen der Flugrouten über den Nahen Osten im Falle eines Irakkrieges die Reisenden aus Europa weiter verunsichert würden.

Vom Preisverfall, der im November einsetzte und nun wieder zurückgeht, waren Ein- bis Zwei-Sterne-Hotels am stärksten betroffen. Australische Backpacker, für die das südbalinesische Kuta jahrelang Mallorca-Status genossen hatte, gingen nach dem Anschlag lieber an heimischen Stränden surfen. Pauschaltouristen gönnten sich bei Preisnachlässen bis 30 Prozent gern ein Hotelsternchen mehr.

Jüngstes Indiz für die Rückkehr der Australier ist die schon für den letzten Herbst angepeilte Eröffnung der Flugroute Bali–Perth von Air-Paradise. Ab Juni will die staatliche Garuda Indonesia den ausgesetzten Direktflug von Frankfurt nach Denpasar wieder aufnehmen. Die meiste Hoffnung setzt Indonesiens Reisebranche aber auf Japan, woher schon jetzt die meisten Besucher kommen, und auf finanzkräftige Inder und Chinesen.

„Der Anschlag von Bali hatte neben all dem Schrecken auch eine positive Seite“, sagt Myra Gunawan von Indonesiens Kultur- und Tourismusbehörde. Das Land habe gelernt, dass das Bewerben von nur einer Insel als Reiseziel nicht reiche. Der Richtungswechsel war auch auf der ITB sichtbar. Hinter dem balinesischen Tempel erhob sich majestätisch eine meterhohe Nachbildung des über 1.000 Jahre alten Borobudur-Tempels in Zentral-Java. Auch Balis westliche Nachbarinsel litt nach dem Bombenanschlag unter Besucherschwund. Mit dem Aushängeschild des größten buddhistischen Tempels der Welt, der seit 1991 zum Weltkulturerbe der Unesco zählt, wirbt man nun offensiver um deren Rückkehr. Vor zwanzig Jahren wurden die Restaurationsarbeiten an dem jahrhundertelang verschütteten monumentalen Bauwerk in Form eines riesigen steinernen Mandala abgeschlossen – was im Juni mit einem eine Woche dauernden internationalen Festival (www.bif2003.com) am Fuße des Tempels gefeiert wird.