Von der LPG zum ökologischen Musterbetrieb

Agrarministerin Renate Künast zeichnet ein Thüringer Ökozentrum und das Brandenburger Ökodorf Brodowin aus

BERLIN taz ■ Der Absatz stagniert – die Konsumflaute macht den Biobetrieben zu schaffen. Damit es wieder aufwärts geht, brauchen sie viele gute Einfälle. Gestern zeichnete die grüne Landwirtschaftsministerin Renate Künast die besten mit dem Förderpreis für Ökologischen Landbau aus. Sie, die sonst Klasse statt Masse fordert, prämierte überraschenderweise zwei Öko-Großbetriebe.

Zwei 2. Preise von jeweils 7.500 Euro gingen an das Ökozentrum Werratal in Thüringen und das Ökodorf Brodowin in Brandenburg – beides LPG-Nachfolger. Den mit 10.000 Euro dotierten 1. Platz machte dann doch ein kleinerer Lämmerhof aus Schleswig-Holstein. Bio funktioniert auch im Großen – so das Signal.

Das Ökozentrum Werratal überzeugte die fünfköpfige Jury durch artgerechte Tierhaltung, das Ökodorf Brodowin durch sein Vermarktungskonzept. Bestellungen kann der Kunde über eine Hotline aufgeben. „Auf die Kunden schnell zu reagieren, macht anderen Betrieben Probleme“, begründet Jury-Mitglied Jürgen Heß, Agrarwissenschaftler der Uni Kassel die Wahl. Das Ökozentrum Werratal hat dafür eine andere Lösung: Der Stall für derzeit 1.200 Rinder und 900 Mastschweine lässt sich bei Bedarf für andere Tiere umrüsten.

Dass der Gewinner dennoch ein Familienbetrieb ist, hängt mit dessen Engagement für den Naturschutz zusammen. Vor mehr als zehn Jahren haben Hack & Brüggemanns vom „Lämmerhof“ einen Teil ihrer Ackerflächen gegen Moor- und Wasserflächen eingetauscht. Heute bildet ein großes Feuchtbiotop den Kern des 220-Hektar-Hofs. Heimische Tiere wie Wachtelkönig und Kraniche sind zurückgekehrt. „Naturschutz ist unser Markenzeichen“, sagt Bäuerin Ute Thode. Sie weiß: „Man muss ein eigenes Profil entwickeln, um sich am Markt zu behaupten.“ DANIELA ENGLERT