Schöner Parken im Hunte-Schnoor

Die Stadt Oldenburg will ein pittoreskes Wohn- und Einkaufsviertel schaffen. Wer shoppt will leider oft auch parken. Eine geplante Tiefgarage erhitzt die Gemüter

Oldenburg taz ■ „Niedersachsen kann mehr“, forderte die CDU im Wahlkampf. Städte und Gemeinden des Landes müssten attraktiver werden. Den Stadtherren in ihrem Hang zu prestigeträchtigen Projekten kommt diese Aufforderung gerade recht. Oldenburgs OB Dietmar Schütz (SPD) bildet da keine Ausnahme. Allerdings musste der bereits im Vorjahr erfahren, dass man in Zeiten der Sparsamkeit nicht unbegrenzt auf die Bezuschussung durch Landesmittel bauen kann.

Zwei Millionen sollte Schütz für eine „Sportarena“ bekommen. Dann schrumpfte die Summe auf 500.000 Euro zusammen. Damit den vier Millionen Euro öffentlicher Gelder, die jetzt in die Neugestaltung des Burgstraßenviertels fließen sollen, kein ähnliches Schicksal widerfährt, sollten die allem Anschein nach zügig verbaut werden. Doch Bürgerinitativen schießen quer. Dickster Zankapfel: Eine Tiefgarage für 200 Fahrzeuge mit Zufahrt über die untere Gaststraße, wo etliche kleine Geschäfte ansässig sind.

„Die Pläne gefährden eines der wenigen Viertel mit eigenem Flair“, so Barbara Schmidt von der „Initiative Gast- und Burgstraße“. Das Gerede der Stadt über „kleinteilige Bebauung“ hält sie ohnehin für Augenwischerei: „Eines der geplanten Gebäude sollte immerhin 13,5 Meter hoch und 32 Meter lang werden.“ Diese Pläne sollen nun eine Korrektur erfahren: Die Stadt hat nach langem Hickhack einen Architekturwettbewerb ausgelobt. Acht Architekten sollen ab Anfang Februar eine Lösung aus dem Hut zaubern, die alle zufrieden stellt. Natürlich hatten die Bürgerinitiativen durchaus einen Alternativvorschlag für die Parkhauszufahrt in Petto – glücklich macht der vor allem das Amt für Denkmalschutz nicht: er ginge zu Lasten der klassizistischen Bebauung aus dem Jahre 1852. Eines der seltenen noch erhaltenen Ensembles aus Villa und Remise müsste zerstört werden.

Was ist überhaupt der Grund für diese Bauwut? Am Ende die Hoffnung darauf, mit schniekem Wohn- und Einkaufsviertel von einer potenziellen Kulturhauptstadt Bremen profitieren zu können? „Das Viertel befindet sich seit langem in einer stiefmütterlichen Randlage“, erklärt Stadtsprecher Jürgen Krogmann. „Überall gibt es Baulücken. Hinzu kommt der immense Durchgangsverkehr durch Autofahrer, die nach Parkmöglichkeiten fahnden.“ Die Aufregung der Geschäftsleute versteht er nicht: „Am Ende wird es mehr Fußgängerzone geben als jetzt. Und was die Parkhauszufahrt betrifft: wir werden sie so attraktiv wie möglich gestalten. Wie, das muss man sehen.“

„Man“, das heißt einmal mehr: die Architekten. Auf sie setzt auch Dieter Holzapfel, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft GSG, die Ende letzter Woche als Investor eingestiegen ist. „Wir haben auf diesen Wettbewerb gedrängt, weil wir wissen wollen, ob es nicht bessere Konzepte gibt. Wir wollten ein wenig die Wogen glätten.“ Große Klötze, wie sie die Bürgerinitiativen befürchten, will Holzapfel nicht errichten. Eher möchte er Oldenburg eine Art Hunte-Schnoor bescheren. Da ist er wieder, der Verweis auf die Kulturhauptstadt in spe.

Die Skeptiker allerdings wollen sich mit solchen Visionen nicht zufrieden geben. „ Der Wettbewerb ist ein geschickter Schachzug“, bleibt Barbara Schmidt misstrauisch. „Es sieht aus, als hätten wir etwas erreicht. Ändern wird sich aber wahrscheinlich gar nichts.“ Am Samstag versammeln sich die Gegner der Baupläne um 12 Uhr in der unteren Gaststraße.Christoph Kutzer