Harte Knochenarbeit

Japanische Fachleute ließen sich gestern von Chirurgen des Zentralkrankenhauses St.-Jürgen-Straße zeigen, wie man ein kaputtes künstliches Gelenk austauscht

taz ■ Im Konferenzraum des Zentralkrankenhauses (ZKH) St.-Jürgen-Straße kam gestern ein bisschen Werkstattatmosphäre auf: Eingequetscht zwischen einem Holzblock und einer Eisenklemme prangte ein Oberschenkelknochen. „Der ist natürlich künstlich“, erklärte Chefarzt Michael P. Hahn. Neben einem Vortrag des Chirurgen sollte die Kunstkeule einer Delegation aus Japan neue Operationstechniken an künstlichen Hüft- oder Kniegelenken demonstrieren.

Das ZKH gehört zu den wenigen Kliniken in Deutschland, in denen lockere oder entzündete Kunstgelenke ausgetauscht werden. Fachmann Hahn hat für die „Renovierung“ außerdem ein spezielles Implantat mitentwickelt. „Wir öffnen den Knochen wie ein Fenster“, erklärte der Chefarzt den Japanern in holprigem Englisch. „Dann müssen die Chirurgen die Zementreste des alten Implantats entfernen und setzen das neue ein.“ Die sieben Ärzte und Medizintechniker aus Tokio und Nagano lächelten freundlich: Am Vormittag hatten sie schon bei einer Operation dabei sein dürfen. Dann projizierte Hahn ein Röntgenbild an die Wand: Eine künstliche Hüfte voll mit Schrauben, Nägeln und Drähten. „Das sieht dann natürlich ein bisschen abenteuerlich aus“, schmunzelte der Chefarzt.

Doch die nach „Heimwerkeln für Anfänger“ aussehende Technik lohnt sich: Schon nach zwei Tagen Bettruhe können die Patienten erste „Reaktivierungsversuche“ mit der Krankengymnastin starten. Zum Schluss durften die Japaner dann auch noch selber Hand anlegen. In einem Workshop konnte die Truppe nach Herzenslust bohren und brechen.

Nur zwei Prozent der Patienten mit künstlichen Gelenken bekommen übrigens derart große Probleme, dass ein Zweitimplantat nötig wird. Die Reparatur hat dann aber auch ihren Preis: Allein das Spezialstück kostet rund 4.000 Euro. nik