das weltsozialforum kann kein englisch
: Noch ’ne Welt, bitte!

Die Kritik an der Globalisierung hat gute Argumente. Aber eine schlechte Semantik

„Eine andere Welt ist möglich“: Das ist der offizielle Slogan des Weltsozialforums (WSF) im Bombay. Motto: So wie die Welt jetzt ist, soll sie nicht bleiben. Wir wollen sie verändern. Gute Idee. Gutes Motto. Einfach, einprägsam. Leider debattieren die Globalisierungsgegner in Bombay nicht auf Deutsch. Sondern auf Englisch. Und da heißt der offizielle Slogan „Another World is Possible“. Da fängt das Problem an.

Das heißt nämlich nicht: „Eine andere Welt ist möglich“, sondern: „Noch eine Welt ist möglich.“ So wie bei Pink Floyds „Another Brick in The Wall“ oder „I would like to order another beer“. Noch eine Welt? Woher nehmen und nicht stehlen? Hieß es nicht immer: Wir gehen mit dieser Welt um, als hätten wir noch eine zweite im Kofferraum? Wissen Attac und WSF da mehr? Bisher galt doch als ausgemacht, dass wir eben alle auf diesem Planeten auskommen müssen.

„Ich verstehe es so, dass wir uns eine eigene Welt bauen können“, findet der Kollege, der mit Englisch als Muttersprache aufgewachsen ist. „Eine klassische utopische Forderung.“

Also baut Attac doch noch nicht an der Trägerrakete „Tobin“, um ferne Welten zu erkunden? Die Suche nach Steueroasen in den Untiefen des Weltalls überlassen die Globalisierungskritiker ihrem Widersacher George W. Bush. Der will schließlich Männchen auf den Mars schicken. Damit eine andere Welt möglich wird. Und sich an dieser Welt nichts ändert. BERNHARD PÖTTER