Gerster erneut in Kritik

Arbeitsämter-Chef Gerster verteidigt Millionenauftrag an die Beratungsfirma Roland Berger. CDU: Gerster entlassen

MÜNSTER afp/taz ■ Florian Gerster, Chef der Bundesagentur für Arbeit, ist schon wieder in die Kritik geraten. Ihm wird vorgeworfen, mit der Unternehmensberatung Roland Berger millionenschwere Verträge abgeschlossen zu haben. Der Umbau der Bundesagentur mache Beratung notwendig, sagte Gerster. Es gebe „absolut keinen Grund, diese Verträge zu skandalisieren“. Insgesamt seien mit Berger Verträge mit einem Volumen von 9,86 Millionen Euro abgeschlossen worden.

Ob die Verträge ordnungsgemäß ausgeschrieben worden seien, könne er jedoch nicht sagen, erklärte Gerster. Seit Dezember laufe ein internes Verfahren, dass alle größeren Beraterverträge prüfe. Die Ergebnisse sollten in Kürze veröffentlicht werden. Wenn nötig, werde seine Behörde die Vergabepraxis „nachjustieren“. Einen Rücktritt schloss Gerster aber aus: „Ich bleibe an Bord.“ Zwar sei der Regelfall bei der Vergabe von Beraterverträgen die Ausschreibung. Er könne aber nicht jeden Einzelfall prüfen, sagte Gerster.

In Branchenkreisen hieß es, bei der Vergabe sei „alles ganz regulär“ nach dem europäischen Vergabeverfahren verlaufen. Die Unternehmensberatung McKinsey habe ebenfalls Beraterverträge von der Bundesagentur erhalten und dafür höhere Summen kassiert als Roland Berger. Gerster war bereits in den Wochen davor in die Kritik geraten, weil er an die Beratungsfirma WMP einen millionenschweren Auftrag ohne öffentliche Ausschreibung vergeben hatte.

Die CDU-Haushaltspolitiker Dietrich Austermann und Bernhard Kaster erklärten gestern, Gester sei der „teuerste Fehlgriff von Bundeskanzler Schröder“ und forderten Gersters Entlassung. Gerster lasse „Kernaufgaben“ seiner Behörde von Beraterfirmen für „Millionensummen“ erledigen. Es müsse geklärt werden, warum nicht auf behördeninternen Sachverstand zurückgegriffen werden könne und ob die Beraterleistungen von der Bundesagentur für Arbeit dokumentiert und kontrolliert werden.

Das Bundesarbeitsministerin jedoch nahm Gerster ausdrücklich in Schutz: „Herr Gerster genießt das Vertrauen der Bundesregierung. Das ist, das war so und das wird auch so bleiben“, sagte eine Ministeriumssprecherin. BD