geläufig Lass vergehen, was vergeht

„Lass vergehen // Lass vergehen, was vergeht / Es vergeht, um wiederzukehren / Es altert, um sich zu verjüngen / Es trennt sich, um sich inniger zu vereinen / Es stirbt, um lebendiger zu werden.“ Dieses Gedicht von Friedrich Hölderlin nimmt sich ja noch reichlich optimistisch aus im Gegensatz zu dem, was heute im Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin stattfindet. Dort spricht nämlich Michael Boulter, Professor am Natural History Museum London, über „Extinction – Evolution, and the End of Man“. Auch nach großen katastrophalen Ereignissen, die zur Vernichtung großer Populationen führten, fand die Natur als ein sich selbst organisierendes System immer wieder zu einem dynamischen Gleichgewicht. Jüngste Fossilfunde sowie interdisziplinäre Forschungen zur Evolution der letzten 65 Millionen Jahre (seit dem Aussterben der Dinosaurier) und zu den Folgen menschlicher Eingriffe in die Natur legen die Vermutung nahe, dass das Leben insgesamt weiterbestehen wird. Nach Boulters Vermutung aber werden die größeren Säugetiere, also auch die Menschen, sehr wahrscheinlich von der Erde verschwinden. Da kann man nur hoffen, dass es die Natur doch mit Hölderlin hält, denn dann vergehen wir ja nur, um einst wiederzukehren. Aber warum sollten wir überhaupt verschwinden, wo wir uns doch so große Mühe geben, alles, auch und gerade die Natur, zu beherrschen? Vielleicht sind die Menschen nicht so groß und mächtig, wie sie denken? Antworten auf diese Fragen gibt es möglicherweise heute Abend. LAB

Museum für Naturkunde, 19 Uhr