Anders ist normal

Aktionen zum 15. Geburtstag der Bremer Kooperationsklassen. Im Projekt „Gläserne Schule“ stellen sie sich jetzt vor. Bildungssenator Lemke eröffnete die Jubiläumswoche

taz ■ Die elfjährige Mareike sitzt mit einer Stoppuhr im Matheunterricht und kontrolliert wie lange die anderen Fünftklässler für ihre Rechenaufgaben brauchen. Mareike ist geistig und körperlich behindert – der Großteil ihrer Mitschüler nicht. Sie gehört zu einer Gruppe von rund 300 Kindern und Jugendlichen, die in Bremen mit etwa 1.200 „normalen“ Schülern unterrichtet werden. Die Arbeit der Kooperationsklassen wird seit gestern in einer Aktionswoche vorgestellt. Die Schule am Rhododendronpark, die Schule Am Wasser und die Schule Grolland öffnen dafür ihre Türen. Die Jubiliäumswoche startete gestern mit einem Rathausempfang durch Bremens Bildungssenator Willy Lemke: „Die Akzeptanz ist so groß, dass viele schon abgelehnt werden müssen“.

Die Besucher sollen vor allem eins sehen: „Hier wird niemand aussortiert“, so der Geschäftsführer der Bremer Lebenshilfe Gerhard Iglhaut. In der Grundschule starten die ABC-Schützen in zwei Klassen, die die 20 nichtbehinderten Kinder zuerst einmal von den maximal sechs behinderten trennen. Ein Team aus Lehrerinnen, einer Erzieherin und oft auch einem Zivi ermöglicht dann das gemeinsame Lernen. „Das ist natürlich kein Frontalunterricht“, betont die Leiterin der Schule Augsburger Straße, Regina Scharper. Gelernt wird in kleinen Projekten, in denen jedes Kind Aufgaben mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad erledigt. Dabei lernt jeder von jedem: „Die Behinderten bauen Sprachbarrieren ab, die Gesunden verlieren ihre Berührungsängste“, stellt Mareikes Mutter Andrea Kunst fest. Die Bremer Referentin für Sonderpädagogik Petra Perplies hofft, dass dieses System bald Schule macht: „Die individuelle Beschulung von Kindern ist doch genau das, was die PISA-Studie fordert.“ nik