Plastik ab nach China

Der Recyclingverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung beschwert sich über Plastikexporte nach China – Handelsketten schweigen

Das Dosenpfand-Gesetz von Umweltminister Jürgen Trittin führt zum Plastikmüllexport nach China

VON ELMAR KOK

Wer beim Essener Konzern Aldi Nord etwas über den Verbleib seiner leergetrunkenen Plastikflaschen erfahren will, ist aufgeschmissen. Über Recycling-Wege der Polyethylenterephtalat (PET)-Flaschen will der Discounter nichts wissen. „Das ist Sache unserer Lieferanten“, sagt Frau Klos aus der Abteilung Einkauf bei Aldi. Und Lieferanten würden bei Aldi nicht genannt.

Der Bonner Verband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE), ein Zusammenschluss mittelständischer Entsorger und Recycler, vermutet, dass mittlerweile große Mengen PET-Flaschen nach China verschifft und dort billig verwertet würden. Das dürfe nicht sein, sagt Jörg Lacher, Specher des BVSE. Denn Plastikflaschen müssten nach Einführung des „Dosenpfands“ nach der Verpackungsverordnung verwertet werden. Der Verband vermutet „Ökodumping in großem Stil“ und hat Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) aufgefordert, zu klären, inwieweit das Dosenpfandgesetz zu Müllexporten führt.

Denn die Plastikflaschen nach China zu exportieren, bringe mehr, als sie hier zu verwerten, erklärt Lacher. Hierzulande werden die Flaschen gereinigt, dann zu handtellergroßen „Flakes“ geschreddert und anschließend nach Farben sortiert. Danach kann der reine PET-Kunststoff wieder verarbeitet werden. In China werde die Flasche dagegen einfach geschreddert und zu billigen Kunststoff-Fasern „downgecycelt“, sagt Lacher.

Bundesweit gibt es in Deutschland heute nur zwei Entsorger, die sich um eine ordnungsgemäße Verwertung der PET-Flaschen kümmern: Multi-Pet und ALBA. Ob die Mülheimer Supermarktkette Plus bei diesen recyclen lässt, will Plus-Sprecherin Nicole Dinter nicht sagen: „Die Namen unserer Entsorger will ich ihnen nicht nennen“, sagt Dinter. Immerhin sagt Dinter, dass regionale Entsorger die Flaschen sammelten und dann „wird das zentral weiterverarbeitet.“ Herbert Snell, Geschäftsführer von Multi-Pet, kauft die PET-Flaschen von regionalen Entsorgern um sie dann weiterzuverarbeiten. Der Markt sei durch die Chinesen in Aufruhr geraten, sagt Snell, und überhaupt: „So wie Aldi das bei seinen Zulieferern macht, so verfahren sie jetzt mit uns.“ Wenn die Chinesen mehr bezahlten, würde Aldi mal schnell den Entsorger wechseln, sagt Snell. „Das führt dann dazu, dass in China Zwölfjährige Etiketten von Pet-Flaschen im Fluss abwaschen!“