zahl der woche
: T-Online verlangt Geld für E-Postfach

Wenn die Nummer geht, kommt die Gebühr

Rund zehn Millionen Kunden hat T-Online in Deutschland und ist damit Marktführer bei den Internetanbietern. Wie viele davon auch ihr T-Online-E-Mail-Postfach nutzen, ist unbekannt. Sie werden jedoch alle ins Grübeln kommen: Die Telekom-Tochter verlangt nämlich seit heute schlappe 2,95 Euro pro Monat zusätzlich für das Versenden von E-Mails mit einer Adresse, bei der ein Name erscheint und nicht eine mehrstellige Zahlenkombination.

Bei T-Online ist der User nämlich nicht nur in der internen Buchführung, sondern auch sichtbar eine Nummer. Der normale T-Online-Server für abgehende Mails verändert ohne Rückfrage oder auch nur Information des Kunden die eingestellte E-Mail-Adresse auf die T-Online-Nummer. Und zwar auch, wenn es die dazugehörige Mailbox gar nicht gibt: Denn mit der Einrichtung eines E-Mail-Kontos kann man noch keine Mails empfangen. Erst muss eine persönliche Mailbox eingerichtet werden. Aber warum einfach, wenn es auch bürokratisch geht.

Will nun der zähe User statt mit einer Nummer bei seinen Geschäftspartnern oder Freunden mit einem Namen erscheinen, muss er über den Mailserver smtprelay.t-online.de gehen, der nach Freischaltung auf einer speziellen Webseite die Eingabe einer frei wählbaren Absenderadresse erlaubte. Das war bisher gratis, kostet nun die 2,95 Euro.

Die eingerichtete T-Online-Mailbox hat übrigens trotz dieser Gebühr weiterhin folgenschwere Einschränkungen: Mails lassen sich nur abholen, wenn man auch über T-Online ins Internet geht. Zudem beträgt der Speicherplatz nur fünf Megabyte, und die eingegangene Post wird nach dreißig Tagen gelöscht – ob abgeholt oder nicht. Bereits seit einiger Zeit ist ein T-Online-Account nur noch für Wenigschreiber geeignet: Pro Tag dürfen maximal 100, pro Monat maximal 1.000 E-Mails über T-Online versandt werden. Dreißig Mails am Tag – das genügt für den Hausgebrauch, möchte man denken. Doch T-Online zählt anders: Gezählt wird nicht die Mail, sondern jeder einzelne Empfänger. Da sprengt die Partyeinladung mal eben das Mail-Budget.

In Zeiten, wo auch in der New Economy Profit gefragt ist, gibt es natürlich auch für dieses T-Problem eine Lösung: Für 7,95 Euro monatlich gibt es 250 Megabyte Speicherplatz für das Postfach, eine unbegrenzte Zahl an zu versendenden Mails sowie die Nutzung des Servers mit freier Absenderadresse.

Die Beliebtheit des Online-Marktführers trotz der Nummernjongliererei und der Höhe der Gebühren lässt Beobachter an der Marktwirtschaft zweifeln. Denn die Konkurrenz bietet teils für wenige Cent im Monat nicht nur eine E-Mail-Adresse mit dem Zehnfachen an Speicher, sondern dazu noch eine eigene Domain. Und auch beim Internetzugang lässt sich mit einem Wechsel der eine oder andere Euro einsparen. Doch es könnte auch sein, dass die Zahl der Kunden, die ihre T-Online-Mailbox nutzen, gleichbleibt: Denn vor allem bei geschäftlicher Nutzung ist ein Wechsel der Mail-Adresse schlicht zu teuer und zu aufwendig. MATTHIAS SPITTMANN