bauen im halbschlaf: snooze – immersing architecture in mass culture

Die Erfindung der „Snooze Alarm Clock“ Mitte der 1950er-Jahre hat das Aufwachen grundlegend verändert. Nun wurde man nicht mehr mit lautem Gebimmel aus dem Schlaf gerissen, sondern von einem elektronischen Ton sanft geweckt. Die „Snooze“-Taste ermöglichte es einem, noch einige Minuten vor sich hin zu dösen, bis sich der Weckton automatisch wiedereinschaltete. „Betätigt man die Schlummertaste, wird ein instabiles Gleichgewicht zwischen Schlaf, Traum und erwachendem Bewusstsein aufrechterhalten. Ein Zustand, der die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verwischt“: Dieses Phänomen bewegte den 1971 geborenen Architekten Jaakko van ’t Spijker, Gründungsmitglied des Rotterdamer Design-Kollektivs Studio Sputnik, zur Herausgabe der Studie „snooze – immersing architecture in mass culture“, (NAI Publishers, Rotterdam 2003, 27,50 €).

Studio Sputnik arbeitet an der Schnittstelle zwischen Architekturtheorie und Praxis. Das Büro beteiligt sich an internationalen Projekten, von der Masterplanentwicklung bis hin zum Entwurf von Architekturdetails. Mit „snooze“ als Leitfaden wird Design nicht mehr nur als eine Frage der Formgebung gesehen, es wird selbst zum Objekt. Architektur ist nun die „Verpackungsmaschine“, die Projektion, Information, Lifestyle und Konsum verbindet. Wenig verwunderlich, dass Denise Scott Browns und Robert Venturis „Learning from Las Vegas“ eine der Vorlagen lieferte. Studio Sputnik erweitert dabei Brown/Venturis Einteilung von Gebäudetypen in „Duck“ und „Decorated Shed“ um eben die „Packaging Machine“ (siehe Bild).

Mit Rem Koolhaas, Frank Gehry, aber auch dem Designstudio MRVDV aus Rotterdam und vielen anderen Architekturbüros hat sich die Vorstellung vom Gebäude als Wohnung, Treffpunkt und Arbeitsplatz gewandelt. Die Grenzen zwischen privat und öffentlich oder virtuell und real werden bewusst aufgelöst. Massenkultur ermöglicht es, Kommunikation über Gestaltung zu definieren: Das „Environment“ prägt jede individuelle Erfahrung von Raum. In der Architektur dominiert nicht länger die Form oder die Funktion, sondern das ihr eingeschriebene Image. Folgerichtig verdeutlicht das Buch in seinem drucktechnisch unaufwändigen, grafisch allerdings detaillierten Gesamtlayout überzeugend, wie Empirie mit Designtheorie zu einer neuen Architekturpraxis zusammengedacht werden können.BETTINA ALLAMODA