Virtuelles Welt-Institut will Globus retten

Im neuen „Kiel Earth Institute“ suchen Meeres- und Wirtschaftsforscher aus aller Welt nach Antworten auf den Klimawandel. Sie schlagen vor, Kohlendioxid in Gashydraten auf dem Grund der Ozeane zu lagern

Meeres- und Wirtschaftsexperten wollen gemeinsam Antworten auf den weltweiten Klimawandel erarbeiten. Das virtuelle „Kiel Earth Institute“ der Institute für Weltwirtschaft (IfW) und Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) startete am Dienstag mit einem Kolloquium zum Umgang mit dem Treibhausgas Kohlendioxid. „Wir müssen Methoden entwickeln, um das CO2, das wir auch in Zukunft selbst unter günstigsten Annahmen weiter emittieren werden, wieder loszuwerden und gleichzeitig die Anreize schaffen, damit alle Optionen zur Verringerung der Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre eine Chance erhalten“, sagte Professor Klaus Lackner vom Columbia Earth Institute in den USA.

Eine aussichtsreiche Methode kann aus Sicht von Professor Klaus Wallmann vom IFM-GEOMAR die Speicherung von Kohlendioxid unterhalb des Meeresbodens bei gleichzeitiger Gewinnung von Methangas sein. Die Kieler Wissenschaftler hielten eine sichere Speicherung von CO2 in Gashydratlagern für sehr attraktiv, sagte Wallmann. Die entsprechenden Möglichkeiten sollen in einem kürzlich gestarteten Projekt untersucht werden.

„Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Ozean beschäftigen uns schon jetzt“, betonte IFM-GEOMAR-Direktor Peter Herzig. „Der Ozean wird auch in Zukunft eine wichtige Ressource für die Menschheit sein. Wir müssen lernen, damit verantwortungsvoll umzugehen.“

IfW-Präsident Professor Dennis Snower wies auf die Komplexität des Problems hin: „Die Herausforderungen der globalen Umwelt- und Ressourcenverknappung lassen sich nicht von den sozialen Problemen trennen, denn sie hängen eng miteinander zusammen und beeinflussen sich gegenseitig.“

Globale Umweltprobleme wie der Klimawandel könnten nur dann in Grenzen gehalten werden, wenn dies mit den wirtschaftlichen Bedürfnissen großer Teile der Weltbevölkerung, die in Armut und Hunger leben, in Einklang gebracht werden kann.

Über das von Bund und Land geförderte virtuelle „Kiel Earth Institute“ forschen Experten aus verschiedenen Fachgebieten gemeinsam an Projekten, die nur mit einem interdisziplinären Ansatz sinnvoll bearbeitet werden können. Außer dem IfW und dem IFM-GEOMAR werden weitere wissenschaftliche Einrichtungen einbezogen.

Der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) lobte den innovativen Ansatz. „Mit dem „Kiel Earth Institute“ beschreiten wir hier in Schleswig-Holstein neue Wege und bündeln unsere Kompetenzen in Wissenschaft und Wirtschaft“, freute sich der Minister. Es müssten Strategien und Konzepte entwickelt werden, die den Menschen auch bei Umweltveränderungen und knapper werdenden Ressourcen ein sicheres und lebenswertes Umfeld bieten. DPA/TAZ