geläufig Die alle Gedanken verstörte!

„Gewiss seid Ihr alle voll Unruhe, dass ich so lange – lange nicht geschrieben. Mutter zürnt wohl, und Clara mag glauben, ich lebe hier in Saus und Braus und vergesse mein holdes Engelsbild, so tief mir in Herz und Sinn eingeprägt, ganz und gar. – Dem ist aber nicht so; täglich und stündlich gedenke ich Eurer aller und in süßen Träumen geht meines holden Clärchens freundliche Gestalt vorüber und lächelt mich mit ihren hellen Augen so anmutig an, wie sie wohl pflegte, wenn ich zu Euch hineintrat. – Ach wie vermochte ich denn Euch zu schreiben, in der zerrissenen Stimmung des Geistes, die mir bisher alle Gedanken verstörte! – Etwas Entsetzliches ist in mein Leben getreten!“ So beginnt eines der schönsten Stücke der deutschen Literatur. „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann. Realität und Fantasie, wie weit liegen sie auseinander oder wie nahe beieinander? Hoffmanns Schauernovelle um den Studenten Nathanael, der sich in die schöne Olimpia verliebt und der erkennen muss, dass diese eine Holzpuppe ist (oder ist sie doch keine?), ist fesselnd, spannend und sehr dicht erzählt. Vorgetragen wird dieser fantastische Text heute Abend von Alexis Krüger im Bühnenrausch im Prenzlauer Berg, und die Empfehlung, dorthin zu gehen, liegt mir doch sehr am Herzen, denn dieser Text ist so vereinnahmend, dass vor Aufregung feuchte Hände und ein wohliges Erschauern nicht ausbleiben werden. Und die kalte Jahreszeit ist doch genau das Richtige, um sich eine schaurige Geschichte anzuhören? LAB

Bühnenrausch, 20 Uhr