Militäraktion gegen Karadžić

Doch bisher blieb die Aktion in der ehemaligen Serbenhochburg Pale ohne Erfolg. Nach einem Tipp aus der Bevölkerung suchten Nato-Soldaten in Krankenhäusern

BERLIN taz/ap ■ Zum zweiten Mal haben gestern Soldaten der Nato-Friedenstruppe in Bosnien und Herzegowina das Haus des früheren bosnisch-serbischen Präsidenten Radovan Karadzic durchsucht. Der Erfolg blieb jedoch aus. Weder Radovan Karadžić noch sein ehemaliger Generalstabschef Ratko Mladić konnten bei der Militäraktion dingfest gemacht werden.

Die am Samstagmorgen begonnene Razzia in der ehemaligen Serbenhochburg Pale östlich von Sarajevo ging nach Nato-Angaben auf einen Hinweis zurück, dass sich ein mutmaßlicher Kriegsverbrecher in der Gegend aufhalte. Nach diesen Informationen wollte der Gesuchte sich einer Behandlung in einem der Krankenhäuser der Region unterziehen. Erst am Sonntag bestätigten Nato-Stellen, man habe vermutet, es könne sich dabei um einen der beiden von dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag meistgesuchten Personen handeln. Mladić, der sich zwar in Serbien oder Montenegro aufhalten soll, doch nach unbestätigten Berichten gelegentlich auch in Bosnien auftaucht, gilt als schwer krank. Karadžić hat sich nach Berichten der Geheimdienste bisher in Bosnien versteckt. Karadžić’ Frau Ljiljana war zurzeit der Razzien im Hause. Die Exvorsitzende des Roten Kreuzes der Serbischen Teilrepublik „Republika Srpska“ habe sich „sehr kooperativ“ verhalten, erklärten SFOR-Sprecher.

Nach Informationen aus Pale haben die Eheleute Karadžić durch verschiedene Kanäle noch Kontakt miteinander. Die Soldaten hätten unter anderem nach Dokumenten gesucht, die womöglich zum Aufenthaltsort des Flüchtigen führen könnten. Ob solches Material sichergestellt werden konnte, wurde nicht bekannt. An der Razzia beteiligten sich rund 80 Soldaten der Friedenstruppe SFOR mit 30 gepanzerten Fahrzeugen.

Der rund 1.000 Meter über dem Meer gelegene Winterkurort Pale war während des Bosnienkrieges von 1992 bis 1995 Sitz der bosnisch-serbischen Teilregierung. In 20 Kilometer Entfernung befindet sich das Militärzentrum von Han Pijesak, das über unterirdische atomsichere Bunker verfügt. er

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