berliner szenen Berlin Biennale

Mythos Künstlerliste

Die Erwartungen für das Kunstjahr 2004 sind riesig. Bei der Bekanntgabe der Künstlerliste zur Berlin Biennale, die am 14. Februar eröffnet, sitzen mehr JournalistInnen zusammen als sonst bei Events im Kulturbetrieb. Der Andrang ist so groß, dass die Veranstaltung ins Arsenal verlegt wurde. Der Ort passt allerdings, wenn man das Programm anschaut: Reichlich Video, noch mehr Filme. Deshalb wundert sich auch niemand, als Stefanie Schulte Strathaus in ihrer Einführung hauptsächlich über die Geschichte der Forum-Sektion der Berlinale spricht und man nebenher erfährt, dass auf der Berlin Biennale eine Werkschau mit Filmen von Ulrike Ottinger und Isaac Julien zu sehen sein wird.

Dabei sind ohnehin alle bloß gekommen, um endlich die Künstlerliste studieren zu können. Immerhin sind Künstlerlisten so begehrt wie das vorab kursierende Verzeichnis von Titeln, die auf der nächsten Strokes-Platte erscheinen sollen: Es gibt nichts zu hören, aber viel zu spekulieren. Auch auf dem Biennale-Papier lesen sich die meisten Namen wie eine Versprechung: Wer kennt schon Arbeiten von Samira Gloor-Fadel aus dem Libanon? Wer weiß, ob Vangelis Vlahos zu den neuen Malern Griechenlands gehört oder eher in politischen Textinstallationen macht?

Ute Meta Bauer, die die Biennale leitet, will ihr Publikum nicht enttäuschen. Deshalb lässt sie kurz zwei, drei Fotos per Mausklick auf die Kinoleinwand projizieren, erzählt etwas über den finnischen Elektronikkomponisten Erkki Kurenniemi, der mit einem Konzert am Start sein wird, und bedankt sich nach einer Stunde für die Aufmerksamkeit. Doch da ist schon die Hälfte der Presse verschwunden. Wozu noch nach dem Konzept fragen, wenn es die Künstlerliste gibt?

HARALD FRICKE