eliteuni in berlin
: Nichts als heiße Luft

Die Diskussion über deutsche Eliteuniversitäten hätte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können: Der Senat kürzt seinen Universitäten radikal die Mittel, wogegen sich die Studenten seit Wochen laut und kreativ, aber bisher wenig erfolgreich zur Wehr setzen. Ausgerechnet in dieser Situation wird die Humboldt-Uni als „Elite-Kandidatin“ ins Spiel gebracht. Das gibt dem HU-Präsidenten Jürgen Mlynek die Gelegenheit, mehr Geld für seine Uni zu fordern – und davon zu träumen, mit seiner Hochschule zur Weltspitze zu stoßen.

KOMMENTAR VON SUSANNE AMANN

Doch mehr als Träumen ist nicht drin, Kanzlervorschlag hin oder her. Wer sich die Zahlen der Berliner Unis anschaut, dem wird eines schnell klar: Egal, ob die 60 bis 100 Millionen Euro, die als Elitenförderung vom Bund im Gespräch sind, sich auf sechs, acht oder zehn Universitäten verteilen werden – zur internationalen Elite werden die Berliner Unis dadurch noch lange nicht. Auch die Humboldt nicht, selbst wenn sie im bundesweiten Ranking auf Platz zwei liegt.

Denn dafür ist die Ausgangssituation schlicht zu schlecht, die Entwicklung der letzten Jahre macht es deutlich: Seit 1990 haben sich die Studentenzahlen an der HU von 19.000 auf rund 38.000 verdoppelt. Gleichzeitig wurde die Zahl der Professoren von 470 auf 380 gekürzt, weitere 90 sollen eingespart werden. Vom Land erhält die HU derzeit einen Zuschuss von 200 Millionen Euro, an Drittmitteln wirbt sie selbst noch knapp 70 Millionen Euro ein. Pro Jahr.

Deswegen können einem die vollmundigen Versprechungen und Träume nur ein müdes Lächeln entlocken. Selbst wenn irgendwann ein bisschen Geld auch bei der HU landen sollte: Mehr als den Status quo wird man damit nicht erhalten können. Wer Gegenteiliges behauptet, macht nur sich selbst und anderen etwas vor.

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