Was Harvard hat

Die Elite-Uni an der amerikanischen Ostküste ist zum Synonym geglückter Elitenförderung geworden. Mit Milliarden fördert sie Talente – und verpflichtet sie sich

BERLIN taz ■ Harvard ist eine Vision, für europäische Bildungspolitiker wie für karrierewillige Jungstudenten. 1636 auf einer Kuhwiese bei Plymouth gegründet, avancierte die Traditionsuni an der amerikanischen Ostküste zum Synonym der geglückten Elitenförderung: Talentierte junge Menschen werden so intensiv belehrt, dass sie spätestens mit dem Abschluss tatsächlich hoch gebildet sind. Was wiederum den Ruf der Uni stärkt, Studienplätze wie Absolventen begehrter macht – eine Spirale der Qualität.

Was die Befürworter des Systems Harvard überzeugt, ist zunächst der Auswahlmodus: Der Kandidat bewirbt sich direkt. Nicht allein Noten entscheiden, sondern auch musisches Können oder soziales Engagement. Die Idee: In jedem Jahrgang sollen Talente und Profile optimal gemischt sein. Etwa jeder fünfte Bewerber wird abgelehnt. Die Übrigen lernen unter besten Bedingungen: 11.000 Professoren betreuen die knapp 20.000 Studenten. Selbst wenn sich nur ein Einziger für ein Gebiet interessiert, wird er unterrichtet.

Das Modell Harvard basiert auf zwei Prinzipien: Geld und Geist. Die Studiengebühren sind gewaltig. 40.000 Dollar kostet ein Jahr auf dem College, auf der Business School gar 60.000 Dollar. Dennoch können immer wieder auch sozial schwache Ausnahmetalente die Nobel-Uni leisten. Denn etwa zwei Drittel aller Harvardianer erhalten Stipendien. Ein Deal, der sich auch für die Uni lohnt: Den meisten Absolventen verhilft der Harvard-Titel zum Spitzengehalt; seiner Ausbildungsstätte bleibt er nicht nur in Netzwerken, sondern auch finanziell ein Leben lang verbunden. Die Hochschule sammelt bei Ehemaligen, wenn sie Geld für ein Forschungsprojekt braucht. 2,5 Milliarden Dollar nahm sie im vergangenen Jahr ein, gab aber nur 2,4 Milliarden aus. Und selbst im Krisenfall könnte die Bildungsstätte aus dem Vollen schöpfen: Harvard besitzt ein Vermögen von mittlerweile 19,3 Milliarden Dollar. Die Uni nährt ihr Ruf: Sieben US-Präsidenten, auch George W. Bush, haben hier studiert. Rund 40 Nobelpreisträger lehren oder haben gelehrt – auch wenn der gewöhnliche Student sie nur selten sieht. COSIMA SCHMITT