„Der Kasperkram hat aufgehört“

Vor der Jahreshauptversammlung des FC St. Pauli: Thomas Martens vom Hauptsponsor Securvita im taz-Interview

taz: Herr Martens, wie viel Freude hat ihnen der FC St. Pauli als Imageträger ihrer Firma in den vergangenen Monaten bereitet?

Thomas Martens: Wir sind im Sommer 2001 Hauptsponsor geworden, weil wir den FC St. Pauli als einen spannenden Partner sehen. Im vergangenen Herbst allerdings haben wir uns ernsthaft gefragt, ob es sinnvoll war. Mittlerweile haben sich in der Führungsebene des FC St. Pauli entscheidende Dinge verändert. Die Schlammschlachten und dieser Kasperkram haben bis auf ein paar kleine Scharmützel in den letzten Tagen aufgehört. Insbesondere der neue Präsident Corny Littmann hat in kürzester Zeit und mit beachtlicher Professionalität den notwendigen turnaround geschafft. Heute beurteilen wir unser Engagement wieder positiv.

Trotz des drohenden Abstiegs in die Regionalliga?

Wir sind jetzt in Gesprächen, wie es denn aussieht, wenn der FC St. Pauli nächste Saison möglicherweise in der Regionalliga spielt. Wobei ich fest davon ausgehe, dass der Verein in der kommenden Saison dort spielen wird.

Wie bitte?

Ja klar, ich glaube fest daran, dass es die Amateure schaffen werden, in die Regionalliga aufzusteigen. Ich bin aber ebenso fest davon überzeugt, dass die Profis in der 2. Bundesliga bleiben werden. Dann läuft unser Vertrag ohnehin weiter.

Hat es Sie als Hauptsponsor nicht manchmal in den Fingern gejuckt, selbst einzugreifen?

Nein, hat es nicht, denn das steht einem Sponsor nicht zu. Das heißt aber nicht, dass man nicht bestimmte Dinge, die sich auf der Führungsebene des FC St. Pauli in der Öffentlichkeit abgespielt haben, kritisch hinterfragt. Denn solche Auseinandersetzungen wie im Herbst strahlen auch unmittelbar auf unser Unternehmen aus. Ein Negativ-Image des Vereins bewirkt auch einen negativen Impuls für das Image des Hauptsponsors.

Das heißt, wenn der FC St. Pauli heute führungslos aus der außerordentlichen Mitgliederversammlung geht, wird es kein erneutes Engagement geben.

Eins ist für uns klar: Sollte nachhaltig das Image des chaotischen, führungslosen Vereins entstehen, in dem jeder seine Kritik zunächst über die Medien austrägt, dann ist eine längerfristige Bindung natürlich problematisch.

Kritiker sehen gerade keinen verbesserten Umgang miteinander und attestieren dem Verein eine Hire-and-Fire-Mentalität.

Ich habe eher den Eindruck, dass diese Mentalität in der früheren Vergangenheit viel ausgeprägter war. Diese Vergangenheit hat das Klima beim FC St. Pauli nachhaltig gestört. Das man sich nun in den jüngsten Monaten von dem ein oder anderen Mitarbeiter getrennt hat, halte ich für gerechtfertigt, wenn es arbeitsvertragliche Verfehlungen gegeben hat.

Hätten Sie sich vorstellen können, als Präsident auf der heutigen MV zu kandidieren?

Nein. Corny Littmann ist der beste Kandidat, den der FC St. Pauli in der jetzigen schwierigen Situation hat finden können.

Interview: Oke Göttlich