Kinder an der Macht

An 40 Orten im Ruhrgebiet dürfen Kinder und Jugendliche ihre Spielstätten selbst gestalten. Zuschüsse kommen vom Land und der EU

„Den Wunsch nach einer Wasserski-Anlage konnten wir leider nicht erfüllen“

VON NATALIE WIESMANN

Die verwinkelte „Ritterburg“ aus hellem Fichtenholz wirkt einladend. Und sie ist multifunktional: man kann drauf klettern, balancieren, sich verstecken undherunterrutschen. Die Kinder im Duisburger Stadtteil Duissern haben sich einen Traum erfüllt: Sie durften sich nach eigenen Vorstellungen einen Spielplatz schaffen. Auf dem großzügigen Gelände des Goerdeler Parks steht auch eine Wellen-Rutsche, eine Rondellschaukel und ein Basketballkorb. Abgetrennt davon ein paar bunte Geräte für Kleinkinder. „In ganz Duisburg gibt es nur zwei schöne Spielplätze“, sagt Birgit Feykes von der Bürgerinitiative „Goerdeler Park e.V.“. Die übrigen seien zu düster und würden nicht instand gehalten, so Feykes.

Vor drei Jahren setzten sich 35 Eltern im Stadtteil zusammen um Ideen für ein kindgerechte Nutzung des Parks zu sammeln. Als alle bürokratischen Hürden überwunden waren, durften die Kinder selbst ran: In mehreren Workshops brachten 40 Kinder zwischen drei und vierzehn Jahren ihre Wünsche auf Papier, mal realistischer, mal finanziell nicht machbar. „Dem Wunsch nach einer Wasserski-Anlage konnten wir nicht erfüllen“, lacht Mitbegründerin Feykes. Gesamtkosten der Anlage sind 160.000 Euro. Davon kommen 90.000 Euro aus dem Landesprogramm „Initiative ergreifen“, das bürgerschaftliches Engagement fördert. Die restlichen 70.000 Eurokommen aus der eigenen Tasche der Eltern oder aus Spenden.

Im November wurden die Geräte aufgebaut und bereits zur kalten Jahreszeit zeigt das Spielplatz-Konzept erste Erfolge: Man habe an einem Samstagabend bis zu 40 Kindern gezählt, viele kamen auch von weiter weg: „Da entwickelt sich ein Kinderspielplatz-Tourismus“, sagt Patrick Kaulhausen, Vater von zwei Schulkindern. Nun fehlt nur noch der Bau eines Treffpunkts für Gemeinschaftsaktivitäten, im Mai ist Einweihung. Längerfristig wolle man alle Generationen einbinden. „Ältere Menschen könnten zum Beispiel die Fahrräder der Kleinen reparieren, sagt Birgit Freyk.

Auch im Gelsenkirchener Stadtteil Bismarck/Schalke Nord durften Kinder und Jugendliche beim Bau einer Trendsportanlagen mitreden: Auf dem alten Zechengelände „Consolidation“ sind verschiedene Spielfelder gebaut worden, eine Beachvolleyball- und eine Skateboard-Anlage, ein Skate-Parcour und Aufenthaltsräume. Ein ökologische Eigeninitiative wurde im Dortmunder Stadtteil Scharnhorst gestartet: Die Kindertagesstätte „Am Stuckenrodt 8“ hat ein Äquadukt gebaut, das Regenwasser vom Dach herunterführt in eine Pfütze, in der die Kinder spielen können und den Umgang mit den Naturelementen lernen sollen. Auf der Rückfassade der KiTA dürfen sich Jugendliche austoben und sprühen ihre Ideen zum Element „Wasser“ an die Wand.

Die Gelder für die Projekte in Gelsenkirchen und Dortmund kommen hauptsächlich aus dem 1993 gegründeten NRW-Fond ‚Soziale Stadt‘. „Zu einer Anschubfinanzierung von drei Jahren werden 20 Prozent der Gelder von den Eltern bereitgestellt“, erklärt Birgit Sledz, Referentin für Stadtentwicklung im NRW-Städtebau-Ministerium. Die Fördermittel lagen in Nordrhein-Westfalen 2002 und 2003 bei etwas über 50.000 Euro, „allerdings waren 2003 Bundeszuschüsse und EU-Mittel aus Brüssel dabei“, so Sledz, der Eigenanteil des Landes sei gesunken. Die meisten Fördergelder davon fließen ins Ruhrgebiet.