„Freundschaft“ bedroht

taz-Serie: Die Folgen der Etatkürzungen des Landes für die Kinder- und Jugendarbeit. Teil 2: „Die Falken“

GELSENKIRCHEN taz ■ Wenn zwei „Falken“ sich treffen, sagen sie zur Begrüßung: „Freundschaft!“ Doch die freundschaftlichen Bande sind bedroht. Die vom Land geplanten Kürzungen bei der Jugendarbeit gefährden auch die Arbeit der „Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken“. Die Organisation fürchtet Stellenstreichungen. „Wenn es bei den Kürzungen bleibt, müssen wir auf ein Viertel unserer 30 hauptamtlichen Mitarbeiter verzichten“, sagt „Falke“ Theo Schneid, Geschäftsführer der NRW-Zentrale in Gelsenkirchen.

„Unsere Stärke ist die Arbeit in den Stadtteilen“, sagt Schneid. Kinder und Jugendliche können in den NRW-weit 35 Falkenheimen ihre Freizeit verbringen. Hauptamtliche Sozialarbeiter und -pädagogen kümmern sich um den Nachwuchs. „Mögliche Stellenstreichungen würden dafür sorgen, dass wir einige Standorte schliessen müssen“, so Schneid. Mit den Jugendpolitikern des Landtags werde man deshalb kurzfristig noch einmal über die Kürzungen sprechen.

Die Anfang des 20. Jahrhunderts gegründeten „Falken“ haben schon viel mitgemacht. Während der Nazi-Diktatur war der Verband verboten, nach 1945 wurden die „Falken“ wegen ihrer traditionellen Blauhemden oft mit der „Freien Deutschen Jugend“ der DDR verwechselt. Doch die „Falken“ hielten sich über die Jahrzehnte – mit starker regionaler Verankerung im Ruhrgebiet. „Wir betreuen 30.000 Kinder und Jugendliche“, sagt Schneid. Trotz der Kürzungen soll das Angebot der „Falken“ aufrecht erhalten bleiben: Wochenendfreizeiten, Bildungsarbeit, Sommer-Ferienlager. “Wir werden weitermachen“, sagt Theo Schneid und bringt sogar Verständnis für die Streichungen im NRW-Haushalt auf. „Dass gespart werden muss, ist klar“, sagt der Geschäftsführer. Es müsse aber gerecht und solidarisch bei allen Einrichtungen gleichmäßig geschehen. MARTIN TEIGELER