Ministerin Kraft für Massenelite

Nordrhein-Westfalens Opposition kritisiert wie die Grünen die SPD-Vorschläge zur Schaffung von Elitehochschulen. SPD-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft übt sich in Schadensbegrenzung

VON ANDREAS WYPUTTA

Der Vorschlag von SPD-Generalsekretär Olaf Scholz zur Schaffung von Elitehochschulen ist in Nordrhein-Westfalen auf scharfe Kritik gestoßen. CDU-Oppositionsführer Jürgen Rüttgers nannte den Vorstoß der Sozialdemokraten, der offenbar von Bundeskanzler Gerhard Schröder mitgetragen wird, eine „Politshow“. Die SPD wolle damit „über das wirtschafts- und finanzpolitische Versagen der Regierung wegtäuschen“, so der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende in Düsseldorf. „Eliten bilden sich nicht, weil die SPD es beschließt.“

Für die FDP begrüßte der Sprecher des Landtagsausschusses für Wissenschaft und Forschung, Friedrich Wilke, ausdrücklich die Einführung des Elite-Gedankens. Wie Rüttgers warnte der Hochschullehrer aber, Elite-Universitäten ließen sich nicht per Verordnung einführen: „Die Vorschläge von Scholz sind naiv. Solche Leute wissen nicht, wie Hochschule funktioniert“, so Wilke zur taz.

Ruth Seidl, wissenschaftspolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, lehnt bereits den Begriff der Elite ab: „Ich würde lieber von Qualität sprechen.“ Der Elitegedanke markiere den Abschied von der bisherigen, auf Breitenförderung angelegten Bildungspolitik der Sozialdemokraten. „Das bringt die SPD nicht weiter.“ Bisher hätten die Grünen mit SPD-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft „sehr vernünftig“ zusammengearbeitet. Mit dem Hochschul-Qualitätspakt sei die Planungssicherheit der nordrhein-westfälischen Universitäten bis 2006 gesichert, trotz der katastrophalen Haushaltslage habe es nur geringfügige Einsparungen im Hochschulbereich gegeben. Mit der leistungsbezogenen Bezahlung der Hochschullehrer, mit der besseren Nutzung vorhandener Ressourcen sei die Landesregierung auf einem guten Weg, glaubt Seidl: „Wir wollen Qualität – aber nicht nur für eine Handvoll junge Leute. Das bringt den Standort nicht weiter.“

In Schadensbegrenzung übt sich auch Wissenschaftsmininsterin Kraft: Sie will Nordrhein-Westfalens Hochschullandschaft erhalten, ihren Parteichef Schröder aber ebensowenig düpieren wie Generalsekretär Scholz. „Wir brauchen auch Hochschulen, die sich mit amerikanischen Elite-Unis wie Harvard messen können“, sagt deshalb ihr Sprecher Thomas Breustedt. Allerdings gebe es die bereits: So sei Aachens Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule im Ingenieurbereich, die Düsseldorfer Universität in der Medizin auch international führend. In keinem Fall dürften Mittel für die bestehenden Hochschulen gekürzt werden. Zusätzliches Geld zur Elitenförderung soll aus der Wirtschaft kommen: „Das muss auf höchster Ebene geklärt werden.“