Nachrichtenfieber auf dem platten Land

Fernsehpioniere starten das erste Regionalfenster von tv.nrw. 10 Mitarbeiter „covern“ den ländlichen Kreis Borken

RHEDE taz ■ Die Expansion von tv.nrw beginnt in der Peripherie. Ausgerechnet im ländlichen Münsterland macht der Privatsender sein erstes Regionalfenster auf. Aus einem kleinen Studio in der Kleinstadt Rhede wird derzeit der Sendestart des Westmünsterland-Fernsehens (wm.tv) Ende Februar vorbereitet. „Wir sind eine eigenständige Firma“, betont Geschäftsführer Klaus Rühling die Distanz zum Hauptkanal tv.nrw. Ein knappes Dutzend Mitarbeiter wird der kleine Landsender haben, der zunächst ein tägliches, zehnminütiges Fernsehmagazin für die Region zwischen Bocholt und Gronau produzieren soll.

“Die Idee für ein Regionalfernsehen im Münsterland hatten wir schon vor drei Jahren“, sagt wm.tv-Geschäftsführer Rühling. Gemeinsam mit Chefredakteur Stefan Hilbring, ehemaliger Mitarbeiter des New Yorker ZDF-Studios, suchte der erfahrene Radiomacher Rühling lange nach geeigneten Partnern für das Projekt. Erst gab es gesetzliche Hürden, dann kam die große Medienkrise. Mit der Unterstützung eines lokalen Unternehmers, der sich auf das Recycling alten Filmmaterials spezialisiert hat, konnten die TV-Pioniere ihr Vorhaben jetzt angehen. Den fünfstelligen Etat ihres Senders müssen die wm.tv-ler selbst bestreiten. „Wir sind weitgehend unabhängig von tv.nrw“, sagt Klaus Rühling. Nur bei Senderlogo und Werbeaquise hilft der Muttersender aus Dortmund.

Was die 250.000 Kabelkunden ab Februar zu sehen bekommen, ist eine Mischung aus verfilmtem Lokalradio und buntem Privatfernsehen. „Wir berichten genauso über Firmenpleiten in der Region wie über aktuelle Warnungen vor Radarkontrollen“, sagt Chefredakteur Stefan Hilbring. Die tägliche News-Sendung aus dem Kreis Borken wird eingebettet in das landesweite Nachrichtenprogramm von tv.nrw. Von Montag bis Freitag soll die Tagesschau aus dem Westmünsterland von 17 Uhr bis 23 Uhr zu jeder vollen Stunde ausgestrahlt werden. Schrittweise soll das Programmangebot ausgebaut werden, betont Hilbring. Die TV-Gründer in der Provinz sind mächtig stolz auf ihr gemeinsames Kind. „Mit diesem Modell ist wm.tv als erstes privatwirtschaftlich organisiertes Lokalfernsehen einzigartig in der bundesweiten Medienlandschaft“, sagt Geschäftsführer Rühling.

Stammkanal tv.nrw freut sich über den lokalen Spin-Off. „Wir sind sehr gespannt auf wm.tv“, sagt Programm-Manager Frank Simon. Wenn das Fenster funktioniere, werde das der lang angekündigten Regionalisierung von tv.nrw ganz bestimmt einen Schub geben. MARTIN TEIGELER