Bonn buht Bundestrainer aus

Die Telekom Baskets Bonn schlagen den von Bundestrainer Dirk Bauermann gecoachten GHP Bamberg. Einmal in Stimmung, lassen sich die Zuschauer auch noch zu verbalen Ausrastern hinreißen

Die Partie zwischen den Telekom Baskets Bonn und dem Vizemeister war bloß ein verbissen geführtes Spiel.

AUS BONN HORTENSIA PEREZ

Als Dirk Bauermann am Samstagabend in Bonn zur Pressekonferenz erschien, empfingen ihn die Fans der Telekoms Baskets mit allerlei Urwaldgeräuschen: „Buuhhhh, buuhhh“, brüllten sie, stampften und pfiffen, so laut sie nur konnten. Der Trainer des GHP Bamberg, wie üblich ganz in Schwarz gekleidet, blieb cool – und griff mit ausdruckslosem Blick nach dem Mikrofon. Dirk Bauermann wusste, dass es hier kein Entkommen gab. In Bonn wird die Pressekonferenz öffentlich im Foyer der Turnhalle auf dem Hardtberg abgehalten. Eine dumpfe Hundertschaft von aufgebrachten Bonnern, durchweg mit magenta-farbenen Schals ausgestattet, hatte sich dort versammelt.

Die Telekom Baskets hatten Bamberg mit 91:83 (39:36) bezwungen, ihren ersten Sieg im Jahr 2004 gefeiert und sich für die bittere Niederlage im letzten Playoff-Halbfinale revanchiert. Außerdem haben sie sich den zweiten Tabellenplatz zurückerobert. Nach Minuspunkten stehen sie sogar besser als Tabellenführer Alba Berlin. Trotzdem war der Hass der Menschen-Menge übergroß. Die Bamberger hatten sehr hart gekämpft und das Spiel in den letzten Minuten mit vielen Fouls verzögert. Und so hatte die Pressekonferenz am Samstagabend den Charakter eines Volks-Tribunals.

Bauermann begann versöhnlich: „Glückwunsch den Telekom Baskets. Sie waren heute über 40 Minuten die bessere Mannschaft“, sagte der 47-Jährige und sprach ein bisschen darüber, was seine Bamberger so alles falsch gemacht hatten. „Wir haben wichtige Würfe in den entscheidenden Momenten nicht getroffen.“ Die Menge wirkte ein wenig ratlos. Es schien, als wüssten die Baskets-Anhänger nicht genau, ob sie nun buhen oder applaudieren sollten. Das änderte sich schnell, als Bauermann den nächsten Punkt ansprach: „Dass wir am Ende foulen mussten, verstehen Sie sicher.“ Kollektive Empörung brach los: „Buuuhhhhhh, unfair, Schweinerei. So einer will Bundestrainer sein!“

Bauermann, seit Anfang Dezember auch die für die deutsche Nationalmannschaft verantwortlich ist, redete einfach weiter: „Es ist ein taktisches Mittel, das man nutzen muss. Wir werden bezahlt, um Spiele zu gewinnen“, sagte er, atmete tief durch und nahm einen Schluck Wasser. Bauermann wiederholte noch einmal, dass Bonn das Spiel verdient gewonnen habe. Es half alles nichts mehr. Auch vor der Halle lungerten etliche Bonner Fans trotz der Eiseskälte rund um den Bus der Bamberger herum und schimpften vor sich hin.

Am Samstagabend war eigentlich nichts besonderes passiert. Die Partie zwischen den Telekom Baskets Bonn und dem Vizemeister aus Franken war bloß ein verbissen geführtes Spiel. Eines, das als Beleg dafür dienen könnte, dass Basketball keine körperlose Sportart ist. Branko Klepac erlitt in einem Zweikampf mit seinem Gegenspieler Bamberger Gegenspieler Jason Sasser einen Nasenbeinbruch, im zweiten Viertel kam es unter dem Bonner Korb zu einer kleinen Rangelei, die die Schiedsrichter aber relativ schnell und ohne große Probleme schlichten konnten. Größere Tumulte sah man noch im Dezember beim rheinischen Derby zwischen den Giants Leverkusen und RheinEnergie Köln.

Die Bamberger, die nur das erste Viertel gewannen (22:14), versuchten den immer stärker werdenden Bonnern mit sehr viel Härte im Zweikampf den Schneid abzukaufen. Vergeblich, die Telekom Baskets waren nicht mehr zu stoppen und führten schon zur Halbzeit mit 39:36. Einer der auffälligsten Bonner Akteure war dabei der jugoslawische Power Forward Aleksandar Nadjfeji, der trotz Nackenproblemen 38 Minuten spielte und es dabei auf 19 Punkte und fünf Rebounds brachte.

In den letzten zwei Minuten der Partie begingen die Bamberger ein Foul nach dem anderen, um zu verhindern, dass die Telekom Baskets ihre Führung von sieben Punkten herunterspielten – und darauf hoffend, dass die Bonner ihre Freiwürfe nicht verwandelten. Den Gefallen taten sie ihnen jedoch nicht. Die Telekom Baskets trafen diesmal erstaunlich gut. „Die Bonner Freiwurfstatistik ist nicht besonders gut. Deshalb haben wir dieses Mittel gewählt“, sagte Bauermann. Für diese Bemerkung wurde er dann besonders laut ausgebuht.